Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Abseits eines Dorfes wohnt ein Eigenbrödler, der lediglich zu den Bewohnern kommt, wenn Not am Mann ist. Gemocht wird deshalb von den anderen natürlich nicht. Sie halten ihn für sonderbar und verdächtigen ihn einiger Anschläge auf die Scheunen der Bauern, in denen er Feuer gelegt haben soll. Doch es traut sich auch keiner der anderen Männer, etwas gegen den Einsam, wie er im Volksmund von allen genannt wird, zu tun oder etwas gegen ihn zu sagen. Als der Pfarrer auf den Einsam aufmerksam wird, setzt er alles daran, ihn zu einem frommen, integrierten Bürger der Gemeinde zu machen.
Ludwig Anzengruber gelingt mit »Der Einsam« eine Dorfgeschichte, die sehr realistisch die Missstände der damaligen Bauerngesellschaft abbildet. Der Text ist atmosphärisch dicht und lebt vor allem von seinen Dialogen, die stets mit Umgangssprache und Dialekt einhergehen, so dass aufmerksames Lesen zum Verständnis nötig wird.
Die Bürger des hier beschriebenen Dorfes zeigen vor allem Skepsis dem Fremden gegenüber und stellen sich über diesen, ja, nehmen es sich besonders im Falle des Pfarrers sogar heraus, über den anderen Menschen zu richten, wie es im vorherrschenden Glaubensverständnis eigentlich nur Gott allein dürfte.
Eine Erzählung über einen Mensch, der Vorurteilen zum Opfer fällt, und einen anderen, der sich im Verhältnis zu seiner Position zuviel anmaßt. Authentisch und nah an ebendiesen Menschen geschrieben.
Ludwig Anzengruber: Der Einsam (1881).
132 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro..
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