Franziska hat das große Glück, einen Onkel in Rio de Janeiro zu haben. Um etwas Abstand von der eigenen problematischen Familie zu bekommen, reist sie für ein halbes Jahr zu ihm. Als Au-pair soll sie sich um ihre kleine Cousine Clara kümmern, die für eine Erkrankung regelmäßig Medikamente nehmen muss. Aber schon beim ersten Spaziergang, den Franziska mit Clara allein unternimmt, wird die Kleine von Unbekannten entführt. Franzi lernt nun auch die beiden Extreme von Rio de Janeiro kennen: Die hoffnungslose Armut in den unteren Vierteln, wo man oft versucht, durch Drogen und Kriminalität ein kleines bisschen nach oben zu kommen oder sich zumindest zu fühlen. Und die kompromisslose Härte, mit der der brasilianische Schwiegervater ihres Onkels seine Position und seinen Reichtum verteidigt.
Viele Protagonisten glauben in diesem Hörbuch, "keine Wahl" zu haben. Christoph Wortberg lässt die Frage im Raum stehen, ob das wirklich so ist. Bedeutet "keine Wahl" in den meisten Fällen nicht vielmehr, dass man keine Wahl hat, die Einem gefallen würde, obwohl es vielleicht der richtigere, der moralischere Weg wäre? Der junge Portero Dede scheint das erstaunlich schnell erkannt zu haben und dem Himmel sei Dank handelt er entsprechend.
Das Hörbuch wird vom Autor selbst gelesen und der macht das als ausgebildeter Schauspieler auch richtig gut. Die Stimmungen dringen durch den Lautsprecher direkt in die Seele des Zuhörers.
Insgesamt ein Hörbuch, das mit Rio de Janeiro einen ungewöhnlichen Handlungsort hat und auch ein wirklich überraschendes Ende.
Christoph Wortberg: Keine Wahl.
Lübbe, April 2009.
CD, 19,95 Euro.
