Marie, inzwischen verheiratete Tussaud, macht sich auf den Weg von Paris nach London, um dort ihre Wachsfiguren auszustellen. Begleitet wird sie von ihrem Sohn Joseph. Was nur eine kurze Ausstellung werden sollte, fesselt sie für den Rest ihres Lebens an England. Zuerst bricht der Krieg zwischen Frankreich und England aus und hindert sie an der Rückreise, dann fehlt ihr immer wieder das Geld für die lange Reise. Ein mehr als ungünstiger Vertrag bindet sie jahrelang an ihren Londoner Geschäftspartner, der sie zudem noch betrügt und gegen den sie sich als Frau nicht gerichtlich zur Wehr setzen kann. So ist sie gezwungen, immer wieder Geld zu verdienen und es reicht doch nie für die Rückreise. Mit ihren Wachsfiguren bereist Marie Tussaud England, Schottland und versucht auch ihr Glück, Irland zu erreichen. Überall bestaunen die Menschen ihre lebensechten Wachsfiguren, die stets den aktuellen Geschehnissen und den Personen, die gerade in aller Munde sind, angepasst werden.
Für den zweiten Band gilt das Gleiche wie bereits für den ersten Teil (Die Wachsmalerin): Es schadet nicht, wenn man einige Vorkenntnisse über die "famous ones" jener Zeit hat. Das Buch macht dann einfach noch mehr Spaß. Aber auch so kann an die Fortsetzung von Maries Geschichte genießen - übrigens auch ohne den ersten Band zu kennen. Der Roman ist flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Er entführt an den Anfang des 19. Jahrhunderts und bringt nahe, wie sehr der Alltag der Menschen unter den Umwälzungen gelitten hat. Allerdings ist Marie in England nicht so nahe am Geschehen wie als Kind und jüngere Frau in Paris, weswegen es hier die kleinen Dinge sind - nicht die große Weltpolitik - die ihr wirklich zu schaffen macht.
Sabine Weiß: Das Kabinett der Wachsmalerin.
Marion von Schröder-Verlag, Februar 2009.
395 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro.