Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Oliver Pötzsch: Die Henkerstochter und der schwarze Mönch
Im Jahre 1660 geschehen unheimliche Dinge in Schongau. Nach dem nächtlichen Genuss von Gebäck stirbt der Pfarrer der Lorenzkirche qualvoll und der Medicus Simon entdeckt zusammen mit dem Henker Kuisl eine Krypta, von der bisher niemand wusste. Kurz darauf kommt die Schwester des Verstorbenen in den Ort und verdreht Simon den Kopf, sehr zum Verdruss seiner Freundin, der Henkerstochter Magdalena. Deswegen ermitteln sie in diesem historischen Krimi über weite Teile getrennt und kommen erst wieder zusammen, nachdem sie dem Geheimnis des Verbleibs des rätselhaften Templerschatzes auf die Spur kommen.
Die Protagonisten in diesem Roman sind einfallsreich und mit Liebe zum Detail aufgebaut. Da ist Simon mit dem abgebrochenen Medizinstudium, die Enttäuschung seines Vaters, dem Stadtmedicus von Schongau, der Mitgefühl, kriminalistischen Spürsinn und echtes Interesse für die Neuerungen der Medizin aufbringt. Da ist der Henker Jacob Kuisl, der seine Arbeit schweigend und menschlich verrichtet, weil ihn der Krieg gelehrt hat, dass der Einzelne sehr wohl etwas wert ist. Seine Tochter Magdalena macht sich als Henkerstocher wenig Hoffnungen auf eine glückliche Zukunft und ist dabei doch klug und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie alle verleihen dem Roman Lebendigkeit und Tiefe.
Oliver Pötzsch: Die Henkerstochter und der schwarze Mönch.
Ullstein, Mai 2009.
480 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro.