Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Mit dem Roman „Der Schuh auf dem Dach“ ist es dem Autor Vincent Delecroix gelungen, zehn Geschichten fantasievoll und aus philosophischer Sicht zu schreiben.
Im Grunde geht es um eine banale, unspektakuläre Angelegenheit: Ein Schuh auf einem Dach in Paris erregt die Aufmerksamkeit der Bewohner des gegenüberliegenden Hauses.
Alle machen sich Gedanken darüber, wem dieser Schuh gehört und wie er wohl auf das Dach gekommen sein mag.
Jede der Geschichten weist eine andere Sichtweise auf und letztlich wird Vincent Delecroix dadurch auch seinem unverkennbar philosophischen Anspruch gerecht.
In der ersten Geschichte erzählt der Autor von einem kleinen Mädchen, das nicht schlafen kann und den Schuh einem traurigen Engel zuordnet.
Eine alte Dame in einer anderen Geschichte nimmt den Schuh zum Anlass, immer wieder die Feuerwehr anzurufen.
Weiter geht es um verratene Liebhaber, die alle Vincent heißen, oder um eine traurige junge Frau, die von einem illegalen Einwanderer verlassen wurde, oder um einen melancholischen Hund, der sich plötzlich vor seinem Herrchen fürchten muss.
Für einen im Haus wohnender Künstler wird der Schuh gar zu einem Kunstwerk.
So verschieden die Menschen und ihre Gedanken sind, die sich um den Schuh drehen – eines haben sie alle gemeinsam: die Einsamkeit.
Leser, die spannende Unterhaltung lieben, sind mit diesem Buch sicher nicht gut bedient. Allen aber, die sich gern mit Sinnfragen und den verschiedenen Blickwinkeln des Lebens auseinandersetzen möchten, ist dieses Buch ans Herz zu legen.