Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Der zwanzigjährige Jesper Lier ist ein liebenswerter Chaote. Er lebt am Prenzlauer Berg in Berlin. Dorthin hat er sich nach dem Abitur und dem Tod seines Vaters aus München geflüchtet.
Jesper hat keine Lust wie seine ehemaligen Mitschüler ein Studium aufzunehmen. In seiner Wohnung, einem Kellerloch, arbeitet er täglich an einem Roman. Oft schreibt er bis in die frühen Morgenstunden.
Seiner Mutter erzählt er in den wöchentlichen Pflichttelefonaten von einer imaginären Freundin und gaukelt ihr vor, neben dem Schreiben Geschichte zu Studieren.
Doch so tief wie er sich in seine Lügen verstrickt, verliert er auch wirklich den Faden zur Lebensrealität immer mehr. Die meiste Zeit schreibt er im Alkoholrausch, schlafen kann er nur noch mit Tabletten, häufig wird er von Schwindelanfällen geplagt. Zeitweilig bedrohen ihn sogar die Figuren aus seinem Roman, denen er zu begegnen glaubt.
Zum Glück gibt es seine beiden Freunde Gustav und Frank, die ebenso wie Jesper auf einem Selbstfindungstrip sind. Zumindest gelingt es den beiden, Jesper immer wieder aus seiner Lethargie zu reißen. Zusammen durchleben die drei eine wilde Zeit mit Party- und Kneipenbesuchen. Urkomische Begebenheiten und Begegnungen mit schrägen Gestalten prägen den Alltag der Freunde. Sogar seine vermeintliche Traumfrau läuft Jesper über den Weg.
Benedict Wells Roman „Spinner“ ist eine tragikomische Geschichte, die von Eigenisolation, Furcht und Wunschgedanken der Hauptfigur Jesper Lier handelt. Gern möchte man nach dem Ende Jesper noch weiter begleiten und miterleben, ob und wie er es schafft, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. „Spinner“ ist bereits sein zweiter Roman, den er im Alter von neunzehn Jahren zu schreiben begann.