Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Agamemnon, König von Mykene, wird nach seiner Rückkehr aus dem Krieg gegen Troja von seiner Frau Klytaimnestra und ihrem Geliebten ermordet. Seine Tochter Elektra zieht sich mit ihrem kleineren Bruder Orest daraufhin zurück und gibt sich ihren Rachegedanken hin. Nur sie ist es, die die Erinnerung an ihren Vater weiterhin ehrt, während die übrigen Menschen in ihrer Umgebung zum Alltag zurückkehrt sind.
Hugo von Hofmannsthal setzte den Stoff der griechischen Mythologie in eine einaktige Tragödie um, die, als Strauss einer Aufführung beiwohnte, ihren Weg zur Oper fand. Als Libretto, der Text einer Oper, fehlt es diesem Werk beispielsweise an Szenen- und Handlungsbeschreibungen. Das fällt im Zusammenhang des Textes jedoch kaum auf! Die Redebeiträge sind klar und aussagekräftig, die Handlung trotz allem immer gut erkenntlich. Besonders die Figur der Elektra gewinnt an Farbe, ihr Zorn und ihre Rachegedanken lassen sie an Gestalt gewinnen. Stück für Stück führt von Hofmannsthal zu einem furiosen Finale, das nicht nur bei einer Bühneninszenierung wirkt – auch auf dem Papier, in geschriebener Form, hinterlässt es Eindruck.
Kurz und eindrucksvoll. Interessante Lektüre auf hohem Niveau.
Hugo von Hofmannsthal: Elektra (1903).
Fischer Tb., 1994.
88 Seiten, Taschenbuch, ab 5,90 Euro.