Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Die 14-jährige Larkyn Hammloh findet in der Nähe der Farm, die sie mit ihren Brüdern bewirtschaftet, eine geschwächte Stute. Da sie schon immer einen guten Draht zu Tieren hatte, nimmt sie sich ihrer an und päppelt sie sorgsam auf. Die Stute ist trächtig, bringt schon wenige Wochen nach ihrem Zusammentreffen mit Larkyn ein Fohlen auf die Welt und stirbt dabei. Das Junge ist jedoch nicht irgendein Pferd – mit Schrecken stellt Larkyn fest, dass es Flügel hat! Die Pferdemeisterin Phillipa kommt allerdings zu spät, um das geflügelte Pferd dem Mädchen wegzunehmen. Fohlen und Mädchen sind bereits eine innige Verbindung miteinander eingegangen, die sich nicht mehr lösen lässt. Mit Zähneknirschen nimmt Phillipa die junge Dame und das Tier mit in die Schule der Lüfte, dem Ort zum Lernen des Umgangs mit den geflügelten Vierbeinern. Aber Larkyn hat es dort nicht einfach ...
Larkyn Hammloh ist beim besten Willen nicht die typische Heldin. Ein starkes Mädchen von einer Farm - sie die sich nichts sagen, kann anpacken und redet, wie es ihr in den Sinn kommt. Kein Wunder, Heldentaten muss die junge Protagonistin in diesem ersten Band der neuen Trilogie auch gar nicht vollbringen. Nein, sie muss die Welt nicht vor einer dunklen Bedrohung retten, sondern lediglich reiten lernen. Kein leichtes Unterfangen, aber bietet das Stoff für 500 Seiten Roman? Nein.
Als Fantasy wird dieses Buch verkauft, All-Age-Fantasy natürlich mal wieder, dabei richtet es sich vielmehr an junge Leserinnen ab 13 Jahren, die sich für Pferde interessieren, auch solche, die mit Fantasy wenig am Hut haben. Denn so »fantastisch« ist dieses Buch gar nicht. Die Pferde haben Flügel – nun, zumindest ein Teil von ihnen –, sonst gleicht die Welt von Larkyn der unseren um ein Haar. Weitere Verbindungen zum Genre sucht man vergebens und die Handlung plätschert schon bald vor sich hin, was auch an den fehlenden Aufgaben der Protagonisten liegen mag. Larkyn ist zwar sympathisch und ihre Erfahrungen geben im Wechsel mit der Pferdemeisterin Phillipa ein nettes Gesamtbild ab, die Wendungen in ihrem Leben sowie die Vorgeschichte, die zur Schule der Lüfte geführt hat, werden allerdings brav abgehandelt. Das »Friede – Freude – Eierkuchen«-Prinzip wartet an so gut wie jeder Ecke auf die nicht wirklich ahnungslosen Leser.
Hier geht es mehr um ein Pferdeinternat als um fantastische Welten oder Kreaturen. Kurze Kapitel führen durch ein Buch, das als Auftakt einer Trilogie nicht wirklich überzeugt. Es ist bei weitem noch nicht alles verloren, hier muss sich allerdings noch einiges tun, damit die »Wolkenreiter« mit vergleichbaren Titeln des Genres mithalten können.
Toby Bishop: Wolkenreiter 01. Schule der LĂĽfte.
Heyne, Mai 2009.
512 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.