Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Henrietta „Harry“ Martinez arbeitet als Sicherheitsbeauftragte Undercover bei einer irischen Internet-Security-Firma. Als sie von einem Einsatz zurückkehrt, wird Sie von einem Unbekannten auf die Gleise einer einfahrenden Dubliner-U-Bahn gestoßen. Sie kann sich gerade noch retten und die Polizei geht von einem Unfall aus. Kurze Zeit später ist nicht nur Henriettas Wohung ein einziges Chaos, sondern es tauchen 12 Millionen Euro auf ihrem Bankkonto auf. Ein Fremder, der sich selbst „Prophet“ nennt, fordert Henrietta auf, das Geld innerhalb von 48 Stunden ihm zu übergeben. Einziger Haken: Plötzlich ist das Geld weg. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass Henriettas Vater, der wegen Insiderhandel inhaftiert ist, mit der Sache zu tun hat. In einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit bleibt der jungen Hackerin nichs anderes übrig, als sich mit ihrem Vater, einem Poker spielenden Halunken und Investment Bankster zu solidarisieren, den sie eigentlich vergessen wollte.
Der temporeichste Roman des Jahres kommt von Ava McCarthy. Ihr Erstlingswerk strotzt vor Geschwindigkeit und spannenden Wendungen. Die Autorin ist studierte Medizinerin und arbeitete an der Londoner Börse, ehe sie sich als Computerexpertin in Dublin einen Namen machte. Beste Voraussetzungen für einen Top-Recherchierten IT-Thriller in dem die Geschichte passt.
Das Erschreckende dabei: Die Vorgehensweisen und Möglichkeiten modernen Datendiebstahls werden sehr präzise hinterleuchtet. McCarthy zeigt deutlich auf, was hinter der Datenkriminalität steckt und bringt diese perfekt mit der Welt des Investmentbankings in Zusammenhang. Dass dabei Online-Zocker und Texas-Holdem-Poker nicht fehlen darf, ist fast nur noch nebensächliches Beiwerk.
Fazit: Poker und Datenklau – eine Kombination, die für heiße Lesenächte sorgt.
Ava McCarthy: Passwort: Henrietta.
Knaur, Mai 2009.
478 Seiten, broschiert, 14,95 Euro.