Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Nach dem Tod ihrer Eltern gerät das Mädchen Cassim in die Gewalt der Eiskönigin, einer mysteriösen Frau, die das Land fest in ihrer Hand hat und verhindert, dass dort jemals der Frühling hereinbrechen kann. Für die Eiskönigin soll Cassim, die mit Edelsteinen sehr geschickt ist, den Spiegel, in dem sich Feuer und Eis vereinen, wieder zusammensetzen. Auch der Lord des Feuers hat es auf dieses Ziel abgesehen und lässt Cassim aus den Klauen der Eiskönigin befreien. Doch wendet sich das Schicksal des Mädchens damit wirklich zum Besseren? Hat nicht auch er böse Absichten? Gemeinsam mit dem Faun Jornas und den undurchsichtigen Morgwen macht sich Cassim auf die Suche nach dem Spiegel.
Eines kann man Alex Morrin bei ihrem Debüt nicht vorwerfen: mangelnde Recherche. Sie hat die wichtigsten Titel des Genres gelesen und in »Der Spiegel aus Feuer und Eis« einfließen lassen. Besonders oft stolpert man über Motive, die ganz klar an C.S. Lewis erinnern. Dadurch gelingt der Beginn der Geschichte, der erste von vier Teilen innerhalb dieses Buches, nicht recht. Es entsteht vielmehr ein lustiger Ratereigen: Na, wo hat sie das hergenommen?
Sieht man über das Fehlen eigener Ideen hinweg, kann Alex Morrin – übrigens eine deutsche Schriftstellerin – durchaus punkten. Die von ihr verwendete Sprache mag verzaubern, eine romantische Stimmung kommt sehr rasch auf und der düstere, verschneite Winterwald wird mit treffenden Worten umschrieben. Hier kann man sich zwischen all den Fabelwesen bestens verlieren und einfach mal für ein paar Stunden den Alltag vergessen. Vordergründig richtet sich das Buch an Mädchen ab 13 Jahren, kann aber gut und gerne auch gelesen werden, wenn man dieses Alter bereits um einige Jahre überschritten hat.
Spannung ist durch die Figurenkonstellation gegeben, eine wirkliche Einleitung in das Geschehen gibt es nicht. Cassim trifft kurz hintereinander auf den mysteriösen Morgwen und den Faun Jornas. Der eine behauptet, auf keinen Fall für die Eiskönigin zu arbeiten, der andere gibt offen zu, im Auftrag des Lords des Feuers unterwegs zu sein. Welchem der beiden soll sie also trauen? Oder spricht gar keiner von ihnen die Wahrheit? Besonders diese Fragen gilt es im Verlauf der Geschichte zu lösen – was überraschend gut gelingt!
Alter Wein wird hier mit wunderschöner Sprache in neuen Flaschen verpackt. Dieses Buch kann gut als Einstieg ins Genre dienen, sollte Kenner aber eher langweilen.
Alex Morrin: Der Spiegel von Feuer und Eis.
cbt, Mai 2009.
384 Seiten, Taschenbuch, 12,95 Euro.