Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Gem kann es nicht glauben. Da lebt sie ihr Leben lang – na gut, sie ist ein Teenager, aber trotzdem – neben einer Kirche, wird jeden, aber auch wirklich jeden Sonntag Vormittag vom heiligen Glockengeläut aus den Federn geschmissen, und dann wird so mir nichts dir nichts die Kirche einfach an ein Architektenehepaar verkauft, die ein Designerhaus draus basteln.
Eines Tages, Gem schaut einmal mehr müßig, man könnte natürlich auch gelangweilt sagen oder vielleicht doch lieber cool aus dem Fenster sieht sie, wie die Pastorin, die das Gotteshaus früher gewohnt und betreut hat in die Einfahrt einbiegt.
Aller Coolness zum Trotz, muss sie wissen was da vor sich geht. Kaum strumpfsöckig bei den Nachbarn angelangt, sorgt die Pastorin auch schon dafür, dass sie bei der Segnung des neu renovierten und umgebauten Hauses dabei sein kann.
Dass sich dann eine Dunkelheit auf die vier Menschen legt, dass die ehemalige Kirche hermetisch von der Umgebung abgeschnitten wird, und Alpträume sie plagen ist erst der Anfang – es kommt noch schlimmer, viel, viel schlimmer ...
Das Geisterhaus ist ein altes, beliebtes Topic des phantastischen Romans. In den letzten Jahren ist dieses ein wenig aus der Mode gekommen, die schönen Körper mit den netten Beißerchen haben dem verfluchten Haus den Rang abgelaufen.
Daniel G. Keohane der mit „Das Grabe des Salomons“ (Otherworld Verlag) bereits im Segment des Action-Thrillers auf sich aufmerksam machte, nahm sich der auf den ersten Blick etwas antiquiert und altbackenen Thematik an, und präsentiert, in Welterstveröffentlichung einen packenden Thriller.
Nun haben gemeinhin derartige Bücher einen großen Nachteil. Der Handlungsort, nämlich das Haus ist vorgegeben, große Ortsbeschreibungen oder faszinierende Settings kann der Autor daher nie für sich verbuchen. Statt dessen suchten Autoren aller Zeitalter ihre Leser mit einer atmosphärisch dichten Beschreibung der Ängste und Phobien, die auf ihre Protagonisten zurollen zu packen.
Keohane hält sich an dieses bewährte Rezept. Nach und nach suchen unsere vier Eingeschlossenen ihre Geheimnisse und Ängste heim, agieren sie mit ihrer Vergangenheit ebenso wie mit ihren Mitgefangenen. Dieser Prozess der schleichend zunehmenden Beklemmung, der Angst und Panik, die sich breit macht hat der Autor sehr gut eingefangen. Immer plastischer werden im Verlauf dieser Schilderungen die Charaktere herausgearbeitet, bringt der Druck, der auf ihnen lastet, ihre guten wie schlechten Seiten zum Vorschein.
Wer diese Art von phantastischer Literatur schätzt, wer sich gerne gruselt, und das im positiven Sinne, der wird bei Keohanes „Plage der Finsternis“ gut bedient.
Daniel G. Keohane: Plage der Finsternis.
Otherworld-Verlag, September 2009.
284 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.