Jonathan L. Howard: Johannes Cabal 01. SeelenfÀnger
Vor Jahren hat Johannes Cabal, seines Zeichens Geisterbeschwörer und EinzelgĂ€nger, seine Seele dem Teufel vermacht. Nun möchte er diese zurĂŒckgewinnen und schlĂ€gt Satan eine Wette vor, die dieser gierig annimmt. Cabal hat ein Jahr Zeit, um 100 Seelen fĂŒr den Teufel zu erlangen â im Tausch gegen seine eigene. An seiner Seite steht nur der Jahrmarkt der Zwietracht, ein besonderer Rummelplatz mit missgestalteten Figuren und KuriositĂ€ten. Gemeinsam mit seinem Bruder Horst, einem Vampir, macht er den Zug des Jahrmarkts wieder fit und zieht durch die Lande, um die Seelen der Menschen zu fangen.
Auf internationaler Ebene wird Jonathan L. Howards »SeelenfĂ€nger« Johannes Cabal bereits in den höchsten Tönen gelobt. Seine Titelfigur trat bereits vor Jahren in einer Kurzgeschichte das erste Mal auf; diese nur in einem englischen Magazin erhĂ€ltliche Geschichte ist jedoch nicht Voraussetzung, um dieses Buch zu verstehen. Manchmal wĂŒnscht man es sich dennoch, sie wĂ€re als kleines Extra im Buch enthalten, da besonders am Anfang die ZusammenhĂ€nge unklar sind und die Vorgeschichte von Cabals Beziehung zu seinem Bruder mehr als undurchsichtig. Besagter Bruder ist fĂŒr die obligatorische Vampirquote zustĂ€ndig und heiĂt nicht etwa Darian oder Darius, sondern schlichtweg Horst! Das allein ist schon skurril und »SeelenfĂ€nger« weist noch zahlreiche weitere Witze dieser Art auf. In der Hölle mĂŒssen Formulare zum Einlass unterschrieben werden, die Schlagen sind lang wie im Supermarkt an der Kasse und ein mĂŒrrischer Bankbeamter verwaltet das Tor. Cabal fĂ€hrt schlieĂlich mit einer Lok und einem Wanderzirkus durch die Lande, gruselt die Leute mit einer Latexlady und einem klapprigen Skelett namens Bones und schnappt den Menschen quasi nebenbei die Seelen vor der Nase weg.
Nach einem wirklich gelungenen Anfang flacht die Handlung allerdings vorerst ab, um dann nach diesen Startschwierigkeiten weit mehr zu bieten als der durchschnittliche Fantasy-Roman. Der Autor vertraut auch immer wieder auf ungewöhnliche Elemente, die er in den FlieĂtext einbaut, Listen und AufzĂ€hlungen, TagebĂŒcher unbeteiligter Dritter und Blicke auf den Teufel. Klar gibt es die bereits erwĂ€hnten Anspielungen auf Klischees und allerhand Witze, aber auch eine tiefer gehende Betrachtung der Beziehung zwischen den BrĂŒdern. Beide tragen keine reine Weste und können sich im Grunde ihres Herzens nicht leiden, verabscheuen sogar das Verhalten des jeweils anderen. Mehr und mehr rĂŒcken diese beiden BrĂŒder in den Mittelpunkt, der Gruselkabinett wird dabei nur zum AufhĂ€nger ihrer stĂ€ndigen Streitereien.
Insgesamt ist »SeelenfĂ€nger« ein Buch, das von seiner dĂŒsteren Stimmung lebt, ideenreich daherkommt und die gĂ€ngigen Klischees auf den Kopf zu stellen weiĂ. Das Finale und die darauf folgende abschlieĂende Szene mit Johannes Cabal sind geradezu grandios in Szene gesetzt. Problematisch bleibt Cabal als Figur aber bis zum Ende. Als Leser vermag man ihn nie genau einer Seite zuordnen. Im einen Moment scheint er tief in seinem Inneren einen weichen Kern zu haben, im nĂ€chsten ist er kaltherzig und abweisend. Zur Identifikation mit dieser Romanfigur trĂ€gt das nicht bei.
DĂŒster, fantastisch und voller Witz â eine gelungene Mischung, die auf eine rasche Veröffentlichung des zweiten Teils hoffen lĂ€sst!
Jonathan L. Howard: Johannes Cabal 01. SeelenfÀnger.
Goldmann, September 2009.
384 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro.