Endlich einmal wieder ein Buch bei dem Cover, Klappentext und Inhalt absolut stimmig sind!
Der Inhalt setzt sich aus vielen, oft nur ein bis zwei Seiten langen Schilderungen zusammen, die mit Titeln wie «Geschirr», «Viehhandel», «Scheune», «Weinfest»... überschrieben sind. Jede Geschichte kann für sich allein stehen. Die Gesamtheit der Erzählungen, die sich ähnlich wie Tagebuchaufzeichnungen lesen, zeigen das entbehrungsreiche Schicksal einer schwäbischen Kindheit in den Fünfziger Jahren auf.
Isabell wächst in einem Gasthaus auf, das ihre Mutter in Süddeutschland betreibt.
Die vermeintliche Landidylle, in der das Elternhaus steht, trügt.
Die Eltern bringen keinerlei Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche eines kleinen Mädchens auf. Der Vater, ein Viehhändler, bleibt Isabell fremd und unnahbar. Die Welt der Mutter dreht sich nur um das Gasthaus. Schon früh muss Isabell im Betrieb mithelfen. Arbeit gibt es genügend. Ihre gesamte Kindheit und Jugendzeit ist geprägt vom Ablauf der Wirtshausarbeit: Salat putzen, Brot im Dorf holen, bei klirrender Kälte Wäsche aufhängen, Geschirr spülen, Böden schrubben, Ofenrohr putzen, Bier zapfen... Die Liste ihrer Aufgaben hat kein Ende. Möglichkeiten und Gelegenheiten zum Spielen sind selten, eigene Freiheit gibt es nicht. Immer sind die Wünsche der Gasthausbesucher vorrangig. Dabei sind Isabell vor allem die immer wieder wechselnden Stammgäste mit den anzüglichen Anspielungen und Konversationen lästig und zuwider.
Ingried Wohllaibs Schreibstil ist zwar wenig literarisch ambitioniert, jedoch sind es gerade die einfach gehaltenen Schilderungen, die bewegen. Obgleich des bestürzenden Inhalts ist das Buch durch die kurzen Kapitel leicht und unterhaltsam zu lesen. Die wenigen im Dialekt gehaltenen Sätze unterstreichen die Echtheit dieser Kindheitsschilderungen.
Ingried Wohllaib wurde 1951 geboren und lebt heute als Grafikerin in Rom.