Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Willkommen in einem der unzĂ€hligen Fantasy-Königreiche. Wie ĂŒberall anders auch siedeln hier fleiĂigen Bauern, geschickte Handwerker, aufrechte Recken und gutmĂŒtige Gastwirte. Letztere offerieren in ihren Schenken und Tavernen einen warmen und trockenen Platz, um es sich gut gehen zu lassen. Bei einem schmackhaften Mahl und mit einem volle Krug in der Hand unterhĂ€lt man sich mit seinem Nachbarn, lauscht den BĂ€nkelsĂ€ngern, wenn sie ihre farbenprĂ€chtigen Sagen um wackere Helden und böse DĂ€monen zum Besten geben.
Doch manches Mal sitzt das Unheil gleich neben einem, denn merke, wo sich Menschen niederlassen sind die Diebe nicht weit.
Myrkfredda, die Unsichtbare hat sich mittlerweile einen respektablen Namen als Beutelschneiderin gemacht. Verkleidet als Mann erleichtert sie mit scharfem Messer die Trinker und Fester um ihre GeldsĂ€ckel. Dass ihr eines Tages das Messer ausgleitet, ist tatsĂ€chlich ein Unfall, auch wenn der scharfe Stahl sich in die Brust ihres Opfers bohrt. Flucht heiĂt das Gebot der Stunde, selbst wenn unsere sonst so geschickte Diebin Aldermannland verlassen und in die von den DĂ€monen eroberten Reiche ziehen muss.
Auftritt fĂŒr Harkward von Garonnje, den königlicher Korrektor. Seit einiger Zeit schon hat er die FĂ€hrte der geschickten Diebin aufgenommen, verfolgt sie mit Scharfsinn und GespĂŒr selbst ĂŒber die Landesgrenzen hinaus. Kaum aber scheint er wirklich in ihre NĂ€he zu kommen, passiert ihm gar Unerhörtes. Bei seiner Reise durch die ehedem dĂ€monischen Gebiete geht ein Zauberspruch schief - und unser untadeliger Beamter findet sich als PseudodĂ€mon beschworen mitten in einem Bannkreis eine Bösenfinstermagiers wider ...
Da hat man sich bei Piper einmal etwas Neues einfallen lassen. Zeitgleich zur Buchmesse erschienen 2 kleine BĂ€ndchen, kaum gröĂer als eine Zigarettenschachtel, mit jeweils einer neuen Fantasy-Geschichte zu einem unschlagbaren Preis. Also endlich einmal kein Ziegelstein, an dem man sich den RĂŒcken krumm schleppt, statt dessen ideale ReiselektĂŒre, die sich auch gut zum unter der Schulbank oder der Bettdecke zum Lesen eignet.
Karl-Heinz Witzko hat uns bei Piper schon zweimal mit den lustigen Streichen seiner Kobolde verwöhnt. Vorliegender Kurzroman geht eigene Wege, wobei auffĂ€llt, dass sich der Autor treu bleibt. Erneut nimmt sich der Text und sein Verfasser nicht ganz bierernst, schlĂ€gt er einen flotten Ton an. Dabei ist die Idee, dass sich die Menschen im aufopfernden Krieg gegen die DĂ€monen ein Teil der Hölle erobert, eigentlich bestechend. Was wĂ€re, wenn, mit dieser Idee steht und fĂ€llt der Roman. Dass einmal ein Zauberspruch schief geht, dass die mystische Hand des Beschwörers aus alter Gewohnheit quasi daneben greift, das hat schon etwas. Dass sich unser Held dann in ein tentakelförmiges Monster verwandelt, das die blĂŒhenden Landschaften um sich herum zu verdörren bringt, ist nur folgerichtig. Der Text liest sich flott und durchaus abwechslungsreich, auch wenn die Beigabe von weiteren Begleitern unseres Helden mir ĂŒberflĂŒssig erschien.
Das ist letztlich lustige, kurzweilige Unterhaltung, wobei mangels Platz eine groĂe Charakterentwicklung oder detailreiche Landschaftsbeschreibung auĂen vor bleiben.