Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Willkommen in einem der unzähligen Fantasy-Königreiche. Wie überall anders auch siedeln hier fleißigen Bauern, geschickte Handwerker, aufrechte Recken und gutmütige Gastwirte. Letztere offerieren in ihren Schenken und Tavernen einen warmen und trockenen Platz, um es sich gut gehen zu lassen. Bei einem schmackhaften Mahl und mit einem volle Krug in der Hand unterhält man sich mit seinem Nachbarn, lauscht den Bänkelsängern, wenn sie ihre farbenprächtigen Sagen um wackere Helden und böse Dämonen zum Besten geben.
Doch manches Mal sitzt das Unheil gleich neben einem, denn merke, wo sich Menschen niederlassen sind die Diebe nicht weit.
Myrkfredda, die Unsichtbare hat sich mittlerweile einen respektablen Namen als Beutelschneiderin gemacht. Verkleidet als Mann erleichtert sie mit scharfem Messer die Trinker und Fester um ihre Geldsäckel. Dass ihr eines Tages das Messer ausgleitet, ist tatsächlich ein Unfall, auch wenn der scharfe Stahl sich in die Brust ihres Opfers bohrt. Flucht heißt das Gebot der Stunde, selbst wenn unsere sonst so geschickte Diebin Aldermannland verlassen und in die von den Dämonen eroberten Reiche ziehen muss.
Auftritt für Harkward von Garonnje, den königlicher Korrektor. Seit einiger Zeit schon hat er die Fährte der geschickten Diebin aufgenommen, verfolgt sie mit Scharfsinn und Gespür selbst über die Landesgrenzen hinaus. Kaum aber scheint er wirklich in ihre Nähe zu kommen, passiert ihm gar Unerhörtes. Bei seiner Reise durch die ehedem dämonischen Gebiete geht ein Zauberspruch schief - und unser untadeliger Beamter findet sich als Pseudodämon beschworen mitten in einem Bannkreis eine Bösenfinstermagiers wider ...
Da hat man sich bei Piper einmal etwas Neues einfallen lassen. Zeitgleich zur Buchmesse erschienen 2 kleine Bändchen, kaum größer als eine Zigarettenschachtel, mit jeweils einer neuen Fantasy-Geschichte zu einem unschlagbaren Preis. Also endlich einmal kein Ziegelstein, an dem man sich den Rücken krumm schleppt, statt dessen ideale Reiselektüre, die sich auch gut zum unter der Schulbank oder der Bettdecke zum Lesen eignet.
Karl-Heinz Witzko hat uns bei Piper schon zweimal mit den lustigen Streichen seiner Kobolde verwöhnt. Vorliegender Kurzroman geht eigene Wege, wobei auffällt, dass sich der Autor treu bleibt. Erneut nimmt sich der Text und sein Verfasser nicht ganz bierernst, schlägt er einen flotten Ton an. Dabei ist die Idee, dass sich die Menschen im aufopfernden Krieg gegen die Dämonen ein Teil der Hölle erobert, eigentlich bestechend. Was wäre, wenn, mit dieser Idee steht und fällt der Roman. Dass einmal ein Zauberspruch schief geht, dass die mystische Hand des Beschwörers aus alter Gewohnheit quasi daneben greift, das hat schon etwas. Dass sich unser Held dann in ein tentakelförmiges Monster verwandelt, das die blühenden Landschaften um sich herum zu verdörren bringt, ist nur folgerichtig. Der Text liest sich flott und durchaus abwechslungsreich, auch wenn die Beigabe von weiteren Begleitern unseres Helden mir überflüssig erschien.
Das ist letztlich lustige, kurzweilige Unterhaltung, wobei mangels Platz eine große Charakterentwicklung oder detailreiche Landschaftsbeschreibung außen vor bleiben.