Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
Im Winter finden zwei Holzfäller ein Kind im Schnee, kurz nachdem ein Stern vom Himmel gefallen ist. Sie nehmen das Sternenkind mit, es wächst in einer der Holzfällerfamilien auf. Jahre später ist es ein eigensinniges Kind, das mit den Gleichaltrigen des Ortes wenig anfangen kann, diese auslacht und auch Tiere nur zu quälen weiß. Als eine Bettlerin in das Dorf kommt, verhöhnt es diese gleichermaßen. Es stellt sich heraus, dass sie seine Mutter ist. Zu spät merkt das Sternenkind, welches Glück ihm dadurch zuteil wurde. Es begibt sich auf die Suche nach der Bettlerin und das Blatt wendet sich für das Sternenkind.
Oscar Wildes »Das Sternenkind« ist ein Märchen, in weiten Zügen ähnelt es einer Fabel. Es ist nicht so sehr ein Glanzstück wie andere Märchen Wildes, etwa »Der selbstsüchtige Riese«, bleibt aber gleichfalls zeitlos. Die generelle Stimmung wirkt bedrückend, sogar melancholisch. Besetzt ist der Text vor allem mit christlichen Bildern und Verständnissen von Nächstenliebe und Menschlichkeit, die der ursprünglichen Zielgruppe wohl noch entgehen mögen, einem erwachsenen Leser aber ins Auge fallen.
Ein zeitloses Märchen, von denen es, bei Bedarf, noch weitere gibt. Wildes Märchen mögen nicht die verträumten Bilder anderer Schreiber mit sich bringen, bleiben aber ähnlich faszinierend.
Oscar Wilde: Das Sternenkind (1888).
Bohem Press, 1996.
Gebundene Ausgabe.