Mich hat der Roman nicht wirklich überzeugt. Wenn man immer einen Hang zum Weiterblättern oder Überlesen in sich spürt, kann was nicht stimmen. Die Frage ist nur, was? Nun, auf dem Buchumschlag wird das Werk als fesselnder Roman beschrieben und leider hat er mich nicht gefesselt. Sogar unspannend. Ab und an wird man „geweckt“ durch spektakuläre Sätze über irgendwelche Phänomene, sei es das von Faraday als erster durchschaute Zusammenspiel zwischen Magnetismus und Elektrizität, wodurch er die Grundlage für die vereinheitlichte Theorie der Elektrodynamik legte, oder z.B. das Lavoisier Gesetz, dass sich alles verwandelt in anderes aus denselben Bestandteilen. „Wog man zum Beispiel beim Verbrennen von Holz alle beteiligten Stoffe vorher und hinterher, das Holz, die Luft, die Abgase, dann fehlte nichts“ (Seite 11). Solche und ähnliche Erkenntnisse der naturwissenschaftlichen Helden des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts kommen zu hauf. Und wie gesagt, sie tropfen plötzlich daher und man fragt sich, als interessierter Mensch, was habe ich da grade eigentlich gelesen, kurz bevor man einschläft ,über die ständigen Kopfschmerzen unseres Helden und seiner Sehnsucht nach Sarah. Na ja, man kann ja alles in Fachbüchern nachschauen oder googlen. Man gebe einfach die Namen ein, von Newton, über Davy, Maxwell, Volta, Ampere, Riebau, etc…Aber ich habe die ganze Zeit auf einen „Roman“ gewartet, etwa nach dem Vorbild vonJohn Griesemers „Rausch“, welcher auch tatsächlich mit den Inhalten des vorliegenden Romans korrespondiert. Die Verlegung des Atlantikkabels (Rausch) ist aber eine durchgängig spannende Prosa, wobei „Die Entdeckung des Lichts“ eine Art Biographie Faradays ist, mit den unendlichen Werbungen um seine Frau Sarah und den zunehmenden Kopfschmerzen mit Gedächtnisverlust durch die vielen giftigen Chemikalien, mit denen er experimentierte. Nun, er schaffte es dennoch, trotz schwerer Krankheit und diversen Ausfällen, die Entdeckung derelektromagnetischen Induktion zu belegen. Diese Experimente bilden heute noch die Grundlage der modernen elektromagnetischen Technologie. Sie ermöglichten es ihm, den ersten Dynamo (Generator) zu konstruieren. Es gibt noch eine Art zweiten teil des Buches, aber auch die zeitferne Verbindung Faradays mit der Familie Einstein und dem jungen Albert als weltinteressierter, angehender Genius, mochte für mich diesen Roman nicht retten. Trotz allem gibt es viele wichtige Aspekte. Quasi Nebenkriegsschauplätze wie Aufstieg und Fall Napoleons, die weltweite Choleraepidemie zu der Zeit, das am eigenen Dreck fast erstickende London, die Vorstellung der großen naturwissenschaftlichen Geister jener Zeit und deren Marotten. Ach ja, vielleicht sollte ich noch mal von vorne anfangen. Aber ich denke, dann überblättere ich noch schneller. Und das wäre respektlos.
Ralf Bönt: Die Entdeckung des Lichts.
Dumont, August 2009.
352 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.