Die „Christuslegenden“ sind eine Sammlung von Erzählungen über das legendenhafte Leben und Wirken Jesus Christus. Aber Selma Lagerlöf erzählt sei aus einer neuartigen Sichtweise heraus. Die Weihnachtsgeschichte spielt zwar auch in und um Bethlehem, aber sie wird aus der Sicht einer Dürre berichtet und handelt von Hartherzigkeit und Dankbarkeit - nicht des Herbergsbesitzers. Vom Kindermord erzählt ein römischer Soldat, den das Gemetzel erfreut, bis Jesus Reinheit ihn läutert. Dabei zeigt sich eine der Stärken dieser Geschichten: Die Menschen werden geläutert, aber sie werden nicht gedemütigt. Es ist nicht wichtig, was sie getan haben, sondern nur, dass sie irgendwann begreifen. Die einzelnen Geschichten sind auf eine angenehme Weise vorhersehbar, interessant ist jeweils das wie, mit dem das kläre Ziel erreicht wird. Die Botschaft wird nicht versteckt, sondern ist leicht und schnell erkennbar. Dargestellt werden Eigennutz, Hartherzigkeit, Gier und andere menschliche Schlechtigkeiten.
Mein persönlicher Favorit ist die Geschichte über den italienischen Kreuzfahrer, der die Heilige Flamme bis nach Italien behütet und sich dabei von Grund auf verändert. Vom harten Schläger, der nicht begreift, was er anrichtet verwandelt er sich in jemanden, der für etwas kämpft, was ihm wirklich wichtig ist. Je lohnender sein Kampf für seine Seele wird, desto ehrenhafter im direkten Verhalten wird er auch.
Obwohl es manchmal so aussieht, sind die Werte, die die diese Geschichten vertreten kein Schnee von gestern. Jede Art sich ab und an mal an Moral und Gewissen zu erinnern kann nicht schlecht sein und diese hier macht sogar noch Spaß.