Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Die ungarische Autorin Kriszta Bódis führt die LeserInnen in ihrem Roman in ein Milieu, das uns sonst in Schreckensnachrichten begegnet.
Die Geschichte die sie erzählt, beschert uns das Gegenteil einer schönen heilen Welt, in der das gute Ende vorprogrammiert ist. Bódis schafft es, weit mehr als Betroffenheit beim Lesen zu vermitteln. Manche ihrer Sätze schmerzen wie Wunden.
Protagonistin ist Pickler, ein vierzehnjähriges Heimkind. Picklers Welt entpuppt sich als eine einzige Misere. Wie könnte das auch anders sein, mit einem obdachlosen Vater, einer Mutter, die keine Mutter ist, einem gewalttätigen Stiefvater, unfähigen Erziehern, Betreuern, Psychologen...
Picklers kurzes, trauriges Dasein endet mit einem Sturz von einem Hochspannungsmast. Der Vorfall wird als Unfall deklariert.
Die Psychologin Judit deckt nach und nach die Tragödie um das Mädchen auf. In ihren Recherchen über Picklers Tod interviewt sie die Menschen, mit denen das Mädchen zuletzt Kontakt hatte. Niemand von ihnen scheint ein Schuldgefühl für Picklers Schicksal zu entwickeln. Dabei hat sich das Mädchen bei ihren Fluchten letztlich immer nur nach Geborgenheit, ein wenig Wärme und Liebe gesehnt.
„Artista“ konfrontiert schonungslos mit der mitleidlosen Struktur eines hartherzigen Apparates, der denen, die dort hineingeboren werden, keine Chance auf ein besseres Leben gibt. So bestürzend der Inhalt dieses Buches auch ist, seine Sogwirkung lässt bis zum Ende nicht nach.
Kriszta Bódis arbeitet als freie Regisseurin und Schriftstellerin.
In Ungarn stand „Artista“ monatelang auf den Bestsellerlisten.