Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Als die Psychologiestudentin Amy Marson ihre Praktikantenstelle in Old Port, einem malerischen kleinen Teil von Portland in Maine antritt, ahnt sie noch nicht, dass sie im Verlauf der nächsten Tage in ein Mysterium verwickelt wird, das die Handlung einer Akte-X Folge mühelos in den Schatten stellt.
Kaum hat sie sich bei dem niedergelassenen Therapeuten Michael Beaumont vorgestellt, da taucht die aufgelöste Mutter einer Patientin auf. Ihre Tochter, eine Künstlerin sei seit Tagen spurlos verschwunden. Beaumont beruhigt die verzweifelte Mutter mit einer merkwürdig eindringlichen Stimme, suggeriert der Frau förmlich eine andere Erinnerung.
Kurz danach klingelt das Handy. Der örtliche Polizeichef ist am Apparat. Im nahegelegenen Wald hat man eine Frauenleiche gefunden, die mitten im heißen Juni erfroren ist. In der Folgezeit stößt Amy auf weitere Merkwürdigkeiten. Sie begegnet Menschen, toten oder lebendigen, die scheinbar unerklärliche Kräfte besitzen. Und sie kommt, nach und nach einem Komplott auf die Spur.
In den siebziger Jahren, mitten im kalten Krieg hatte die Weltmacht USA den Wettlauf ins All verloren. Nicht nur der Sputnik, auch Gagarin bewies der Welt, dass die Sowjetunion dem gottgefälligen Staat Nordamerikas technologisch davonzueilen drohte. Ein Aufsatz in einem Fachmagazin schürte neue Ängste. Es wurden Vermutungen laut, dass die UDSSR und ihre Verbündeten dabei waren, ein schlagkräftiges Heer an PSI-Mutanten aufzubauen.
Ein Geheimprojekt sollte in den 90ern den vermeintlichen Vorsprung aufholen helfen. Von überall in den Staaten wurden viel versprechende Probanden, allesamt Kinder für drei Monate in eines der extra eingerichteten Sommerlager gekarrt, um sie dort zu konditionieren und ihre besonderen Fähigkeiten zu erkunden.
Jahrzehnte später scheint ein Unbekannter die ehemaligen Versuchskaninchen, die allesamt unter Psychosen leiden zu reaktivieren - doch wozu, was sind die Pläne des Drahtziehers?
Thomas Plischke hat mit den ersten beiden, ebenfalls im Piper Verlag erschienen Bänden der Fantasy Saga um die zerrissenen Reiche auf sich aufmerksam gemacht. Der etwas andere Zwergenzyklus in dem realitätsnah gesellschafts-politische Entwicklungen Aufnahme fanden bot spannendes, ungewöhnliches Lesefutter.
Damit die Zeit bis zum in Arbeit befindlichen dritten Teil nicht zu lange wird, legt der Verlag uns einen Thriller des Autorengespanns, das unter dem Namen Plischke veröffentlicht, vor.
Im Krimi geht es um die Frage "Who Did It"', beim Thriller steht ein Geheimnis im Hintergrund, um dessen spannende Entschlüsselung es möglichst bis auf die letzten Seiten des Buches geht.
Die Ausgangslage ist klar. In zwei zeitlich voneinander getrennten Handlungssträngen wird uns zum Einen, aus Sicht einer der Sommerlager-Insassen von den Versuchen an den Jugendlichen berichtet, zum Anderen forschen wir mit Amy nach den Rätseln um die aufgefundenen Leichen.
Immer deutlicher wird, dass es in Old Port nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. Scheinbar Jeder, dem Amy begegnet hat etwas zu verbergen, scheint irgendwie mit den Vorgängen in den Jugendlagern in Verbindung zu stehen.
Das erinnert natürlich ein wenig an die alten Superhelden-Comics, und an die TV-Serie Heroes.
Die Idee als solches ist interessant umgesetzt, die Suche nach dem Rätsel spannend bis zur letzten Seite.
Besonders intensiv haben die Autoren sich auf die Gefühlswelt der Jugendlichen konzentriert. Hier gelingt es ihnen ein in sich glaubwürdiges Bild pubertierender Kinder zu zeichnen, die gegen Regeln aufstehen, sich aneinander reiben, protzen und zum Teil gnadenlos gegenseitig niedermachen. Gerade die Rückblicke auf das Sommercamp sind so ein Quell ständigen Rückentsinnens auf die eigene Jugend, so dass der Leser hier tief in die Handlung einbezogen wird.
Stilistisch unauffällig, inhaltlich spannend mit Figuren, deren Ecken und Kanten sie sympathisch machen, erwartet ein spannendes Lesevergnügen auf den Käufer.
Thomas Plischke: Kalte Krieger.
Piper, Dezember 2009.
463 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.