Oliver Maria Schmitt: AnarchoShnitzel schrieen sie
Gruppe Senf nannte sich eine Punkband, die Mitte der Achtziger mal eine badische Kleinstadt aufmischte und es unter dem Namen AnarchoShnitzel sogar auf Platz 54 der Charts brachte. Und nun, rund zwanzig Jahre später, machen sich die ehemaligen Bandmitglieder Peter Hein, genannt Zombie, und Jürgen Hollenbach alias Hollo auf dem Weg, um ihre ehemaligen Kumpels einzusammeln, denn die Band soll sich für einen einzigen Fernsehauftritt noch einmal zusammentun. Peter will raus aus der „bürgerlichen Scheiße“ und die alten Punkzeiten noch einmal aufleben lassen. Doch vor allem will er die charismatische Sängerin Itty Lunatic, seine unvergessene große Jugendliebe, wiedertreffen. Doch vorher müssen die beiden Freunde allerhand Abenteuer im unbekannten deutschen Osten bestehen...
Oliver Maria Schmitt, Jahrgang 1966, weiß, wovon der schreibt, denn er spielte selber Gitarre in einer Punkband, und so streut er seine in der Tat profunden Kenntnisse dieses Abschnitts der Popgeschichte immer wieder in den Text ein. Zudem war er Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“. Sein Romandebüt folgt nun ganz dieser Linie. Wer literarischen Tiefgang bevorzugt, sollte von diesem Buch die Finger lassen. Wer abgedrehte Szenarien, schrägen Humor und schrullig-verkorkste Figuren goutieren kann und last not least etwas mit Punk am Hut hat, wird dagegen voll auf seine Kosten kommen. „Anarchoshnitzel“ ist Satire, durchgeknallte Love-Story und gleichzeitig eine selbstironische Hommage an den Punk. Und Persiflage auf das bei jungen deutschen Autoren so beliebte Thema „Thirtysomething-Loser ziehen auf Sinnsuche durchs Land“. Auch wenn sich Schmitt bisweilen in Klamauk verliert und es zu bunt treibt, so ist das Buch doch über weite Strecken pointiert und locker geschrieben, unterhaltsam und wirklich lustig.
Oliver Maria Schmitt: AnarchoShnitzel schrieen sie.
rowohlt BERLIN Verlag, Reinbek, September 2006.
352 Seiten, Hardcover.