Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Frank Herberts „Wüstenplanet“ ist wahrhaftig ein Klassiker der Science Fiction und immer noch sehr lesenswert. Mit diesem Roman und seinen vielen Fortsetzungen wird ein ganzes Universum erschaffen, das trotz Imperatoren und Adligen fremdartig erscheint.
Die Geschichte fängt wie im Mittelalter an. Das Hohe Haus Atreides erhält vom Imperator ein neues Lehen, den Planeten Arrakis. Diese Extremwelt ist vollständig bedeckt mit Wüsten und Felsen, die wie Inseln aus dem Sand emporragen. Zwei Dinge machen Arrakis so bemerkenswert, das Gewürz und riesige Sandwürmer.
Das Gewürz ist eine Droge, die einem ein längeres Leben und eine begrenzte Sicht in die Zukunft erlaubt. Die Gilde, das interstellare Transportwesen, benutzt die gewonnenen Fähigkeiten zur Navigation im Hyperraum. Und als politische Organisation nehmen die Bene Gesserit Einfluss auf die Geschicke der Menschheit.
Herzog Atreides erkennt die Gefahren, die auf dem Planeten lauern. Er ist für den Imperator und andere Häuser zu mächtig geworden. Und die Gilde wie auch Bene Gesserit verfolgen eigene Pläne, so dass auf diese Gruppen kein Verlass ist So fällt das Haus Atreides einer Intrige zum Opfer und das vormals auf Arrakis herrschende Haus Harkonnen übernimmt wieder seine grausame Herrschaft. Einzig Paul Atreides, der Sohn des Herzogs, und seiner Mutter gelingt die Flucht. Sie finden bei den einheimischen Fremen Zuflucht. Durch eine Überdosis Gewürz mutiert Paul im Exil zu einem Übermenschen, der in entfernte Gebiete des Universums und der Zukunft sehen kann.
„Der Wüstenplanet“ erschien zuerst in mehreren Teilen von 1963 bis 1965 im amerikanischen Magazin Analog. 1965 erhielt „Dune“, so der Originaltitel, den Nebula Award und 1966 den Hugo Award. Science Fiction Motive werden mit denen irdischer Geschichte wie des Mittelalters und der Religion verknüpft. Besonders stark treten bei den Fremen Abwandlungen des Buddhismus hervor. Computer und denkende Maschinen sind seit einem langen zurückliegenden Krieg verboten. Die Maschinengesellschaften von Ix und Richese werden argwöhnisch beäugt, ebenfalls die biologisch-chemischen Experimente der Tleilaxu. In seiner Komplexität und Detailliertheit bietet Frank Herbert ein Szenario an, das mehrere Lesarten erlaubt. Letztlich sind alle Personen in einen vielfältigen Zusammenhang an Gesellschaftsformen und Ökologien eingebunden in denen die eigene Handlungsfähigkeit schnell sinkt. Selbst der scheinbar allmächtige Paul Atreides sieht, dass er den sich anbahnenden Kreuzzug seiner Anhänger nicht verhindern kann. Insofern ist der Roman eine Analyse der Politik totalitärer Herrschaftssysteme. Und dennoch kann man den „Wüstenplaneten“ auch als gute Unterhaltung betrachten.
Frank Herbert: Der Wüstenplanet (1963).
Heyne, 2001.
880 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.