Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Geräusche durchziehen die 13 Geschichten in Lutz Seilers neuem Erzählband „Die Zeitwaage“. Das Rattern einer Eisenbahn, das Quietschen einer Apparatur, das Klackern der Absätze eines Hausmeisters in einer Schule oder das Ächzen einer Pritsche in der Schachtrilogie“ geben den Ton an in den Erzählungen des Ingeborg Bachmann-Preisträgers.
Allerdings erreichen nicht alle Geschichten des 46-jährige Berliners das Niveau der mit dem Bachmann-Preis ausgezeichneten, atemlos und spannend erzählten Geschichte „Turksib“, die der Band auch enthält.
Wendepunkte stehen im Mittelpunkt der 13 Geschichten, die zuweilen auch etwas langatmig geraten sind – wie die vom Küssen auf dem Schulhof. Familiengeschichten, Alltags- und Kindheitsbegebenheiten beschreibt Seiler mit einer sehr feinen, aber auch sehr eigenen Sprache. Immer gibt es einen Ich-Erzähler und immer sind es Geschichten aus einer lang vergangenen Zeit, die eher die der Eltern- oder Großelterngeneration des Autors ist.
Eine besonders schöne Erzählung ist die Parabel „Na?“ über den Tod einer Amsel.
Lutz Seiler: Die Zeitwaage.
Suhrkamp, September 2009.
287 Seiten, Hardcover, 22,80 Euro.