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Kurt Tucholsky: Schloss Gripsholm (1931)
Jetzt bestellen bei amazon.de! Das Buch beginnt mit einem fiktiven Briefwechsel zwischen dem Autor und seinem Verleger. Man möchte mal wieder die „schöne Literatur“ pflegen, ob der Autor nicht eine Liebesgeschichte liefern könne, eine Sommergeschichte, nicht zu teuer, als Urlaubslektüre. Nach einem Hin und Her und ein wenig Feilschen um die Prozente willigt der Autor ein.
Und so beginnt die Geschichte:

Ich-Erzähler Kurt und seine Freundin Lydia, genannt „die Prinzessin“, die als Sekretärin arbeitet, nehmen den Zug nach Schweden. Fünf herrliche Urlaubswochen liegen vor ihnen. Nach einiger Suche finden sie auf Schloss Gripsholm zwei hübsche Zimmer und verbringen die Tage mit süßem Nichtstun am See. Sie erschrecken blasierte Touristen, die gelangweilt das Schloss besichtigen und ruhen sich fern ihres Berliner Alltags aus. Kurts Freund Karlchen kommt für eine Woche, ohne dass die Urlaubsroutine leidet und fährt, witzige Postkarten schreibend, wieder ab.
Doch als Lydias beste Freundin Billie in der letzten Urlaubswoche dazu stößt, entwickelt sich eine knisternde erotische Spannung, die schließlich in einer Nacht zu dritt gipfelt.
Aber es gibt noch einen zweiten Handlungsstrang in dem kleinen Büchlein: In der Nähe des Schlosses liegt ein Kinderheim für Mädchen, geführt von einer Frau Adriani, eine wahnsinnige, machtbesessene Frau, die ihre Schützlinge aufs Grausamste quält. Als Kurt und Lydia am Ende ihres Urlaubs ein besonders arg gedemütigtes Kind aus den Fängen der Adriani befreien, kehrt jäh der Alltag zurück.

Auf den ersten Blick eine leichte Liebesgeschichte, bekommt das Buch durch den zweiten Handlungsstrang eine bitter-düstere Note. Das totalitäre Regime der Adriani, das Quälen der unschuldigen Kinder - Schloss Gripsholm wurde 1931 veröffentlicht und es ist eindeutig, dass Tucholsky hier Parallelen zum aufkeimenden Nationalsozialismus zieht.
Gleichzeitig bricht er sexuelle Tabus, indem er den Protagonisten eine Nacht mit zwei Frauen verbringen lässt, auch, wenn nichts explizit geschildert und so der Phantasie des Lesers überlassen wird.
Der Ton des Buches ist heiter-ironisch, und steckt voller hübscher Gedanken über die Liebe, den Ablauf der Zeit.
„Oben standen wir dann am Schiffsgeländer, atmeten die reine Luft und blickten auf die beiden Küsten -- die dänische, die zurückblieb, und die schwedische, der wir uns näherten. Ich sah die Prinzessin von der Seite an. Manchmal war sie wie eine fremde Frau, und in diese fremde Frau verliebte ich mich immer aufs neue und mußte sie immer aufs neue erobern. Wie weit ist es von einem Mann zu einer Frau! Aber das ist schön, in eine Frau wie in ein Meer zu tauchen. Nicht denken...“

Lydia hingegen, die den Erzähler abwechselnd „Peter“, „Daddy“ und, nach Karlchens Besuch, „Fritzchen“ nennt - denn so wird er von Karlchen genannt - spricht einen großen Teil ihrer Dialoge auf Plattdeutsch, manche Passagen muss man sicher zwei Mal lesen, aber sie sind ausgesprochen köstlich.
Es ist frappierend, wie fremd diese Zeit aus unserer heutigen Sicht schon ist: Reisen nur mit dem Zug; Ferngespräche nach Zürich, die mühsam angemeldet werden müssen; eine Sommerfrische, bei der man tagelang am See ausruht, ohne das hektische, zwanghafte Besichtigen aller greifbaren Sehenswürdigkeiten.

Kurt Tucholsky wuchs in Berlin als Sohn eines gutbürgerlichen, jüdischen Kaufmanns auf und studierte Jura. Er arbeitete zeitweise als Journalist und veröffentlichte unter verschiedenen Pseudonymen journalistische, ironische, zeitkritische Texte. Er emigrierte 1930 nach Schweden, wo er sich 1935 das Leben nahm.

Kurt Tucholsky: Schloss Gripsholm (1931).
Anaconda, 2006.
141 Seiten, Taschenbuch, 2,95 Euro.

Susanne Ruitenberg

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