Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Tabea Jute ist eine hemdsĂ€rmliche Raumfahrerin, die mit ihrem eigenen, naturgemÀà ein wenig heruntergekommenen Frachter, der Alice Liddeli ihren Lebensunterhalt im heimischen Sonnensystem verdient. Mitten im Karneval soll sie auf Schiaparelli ihren neuen Auftraggeber kontaktieren. Dass sie aufgrund einer fehlerhaften Achsenstabilisatorsquartz, die es jetzt auch noch irgendwie zu ersetzen gilt spĂ€t dran ist macht ihr zusĂ€tzlich Druck. Als sie dann von den kleingewachsenen Kecks bedrĂ€ngt und aufgehalten wird, dreht sie durch. Sie schnappt sich den AnfĂŒhrer der Bande, und schmeiĂt ihn hochkant in den Kanal. Fehler, groĂ geschrieben.
Kaum verhaftet, wird sie einer frustrierten Haftrichterin vorgefĂŒhrt, mit der sie sich dann auch noch anlegt - nĂ€chster Mega-Fehler, denn jetzt braucht sie statt der erwarteten Strafe von 50 gleich 250 Skutari, ansonsten ist sie ihre geliebte Alice los.
Die Rettung naht in Form eines Musikers, Marco Metz sein Name. Dass dieser auch noch ganz ansehnlich aussieht, und im Bett seinen Mann zu stehen weiĂ, gibt es als Bonus dazu. Eigentlich hörte sich alles ganz toll an. Kurz mal einige Waren zur groĂen Raumstation bringen, und schon lösen sich ihre Sorgen in Luft auf.
Habe ich das Wort Fehler schon einmal benutzt - FEHLER mega-ultra Fehler denn hinter Marco sind jede Menge finstere Gestalten her - und die Jagd auf die Alice und ihre Passagiere hat gerade einmal begonnen...
Was ist das fĂŒr ein voluminöses Taschenbuch, das da auf meinem âzu lesen Stapelâ auf mich gewartet hat?
Als Space Opera ins Rennen geschickt, erwartet den Leser eine muntere Ansammlung aberwitziger Gestalten und jeder Menge Action. Dabei rast die Handlung von einem Kapitel zum nĂ€chsten, in dem unsere Protagonisten ihr Haupt dann erneut am eigenen Haar aus dem Sumpf ziehen mĂŒssen.
Mit hineingepackt hat Greenland jede Menge faszinierend ungewöhnliche Aliens und eine Hauptperson, die dem Buch ihren Stempel aufdrĂŒckt.
Selten habe ich eine solch realistĂ€tsnahe Darstellung einer Raumfahrerin gelesen. Als geborene Lunanerin ist ihr ihre Herkunft eigentlich herzlich egal. Tabea ist unbeherrscht, besĂ€uft sich, leidet unter dem zwangslĂ€ufigen Kater, kotzt und vögelt wie wild, und ist, na nennen wir es einmal direkt und schroff. Gleichzeitig offenbart sie gerade im Umgang mit ihrem Schiff Alice, dem sie immer wieder Geschichten aus der Vergangenheit erzĂ€hlt, einen sehr einfĂŒhlsamen, liebevollen Wesenszug. Das atmet RealitĂ€t und macht sie uns als Person sympathisch.
Die Menschen des Sonnensystems sind seit dem Eintreffen und der Kolonisation der Planeten durch die technologisch ĂŒberlegenen Aliens eher ins zweite Glied zurĂŒckgetreten. So passt die burschikose FrachterkapitĂ€nin zunĂ€chst einmal gut ins Bild.
Neben der beeindruckend liebevoll gezeichneten Hauptperson sind es die Schilderungen der Aliens und ihrer Kulturen, die dem Buch seine WĂŒrze verleihen. Das erinnert ein wenig an die guten Romane aus der Feder eines Robert Heiniein, das ist intelligent und spritzig erzĂ€hlt, verwöhnt den Leser mit einer Hauptperson, die ungewöhnlich lebensecht beschrieben wird und einer abwechslungsreichen Handlung - mehr davon bitte.
Colin Greenland: Sternendieb.
Blanvalet, Januar 2010.
635 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.