Chris Priestley: Onkel Montagues Schauergeschichten
Wie schon so oft begibt sich der Junge Edgar auf den Weg zum Haus seine Onkels. Dieses liegt abgeschieden in einem Wald, finstere Gestalten säumen den Weg. Auch das Haus selbst ist alles andere als freundlich: Der Onkel benutzt keine Elektrizität, hat einen Diener namens Franz, den Edgar allerdings noch nie zu Gesicht bekommen hat, und im ganzen Haus liegen sonderbare Gegenstände verstreut. Zu jedem dieser Gegenstände kann Onkel Montague eine Geschichte erzählen. Neun von ihnen finden sich durch die lockere Rahmenhandlung miteinander verbunden in diesem Buch. Gemeinsam mit Edgar erkunden die Leser die Gruselgeschichten rund um Jungen und Mädchen, die Opfer des Bösen wurden.
Von ersten Satz an wird man in eine atmosphärisch dichte Sprache eingewoben und kann sich der Wirkung des kleinen Buches kaum entziehen. Ich-Erzähler Edgar gibt die Geschichten so wieder, wie er sie selbst aus dem Mund seines Onkels Montague hört. Dabei stellt er sich ständig die Frage, wie viel von dem Erzählten wahr sein kann und wie sein Onkel in der Lage ist, solch dramatische Geschichten zu erfinden.
Ein Baum, auf dem nicht geklettert werden darf, wird so zum Verhängnis eines Jungens, der nicht auf diesen Ratschlag hören wollte. Ein goldener Rahmen besiegelt das Schicksal einer ganzen Familie, als ein Mädchen drei Wünsche in Aussicht gestellt bekommt. Bei einer Feier freundet sich ein anderes Mädchen mit einem der jungen Gäste an, nur um wenig später festzustellen, dass es sich um einen in dem Haus verstorbenen Geist handelt.
Nach ähnlichem Muster funktionieren alle neun Geschichten. Bei einigen von ihnen bleibt jedoch durch die Kürze – eine Geschichte umfasst selten mehr als 35 Seiten – die Pointe auf der Strecke. Sie enden zu abrupt, als dass man sich wirklich auf ihre Aussagen konzentrieren könnte.
Dennoch versteht es Chris Priestley, auf diesem engen Raum für eine Zielgruppe ab etwa 12 Jahren kleine Schauergeschichten ins Leben zu rufen. Gestandene Horrorfans werden natürlich nicht einmal mit einer Wimper zucken, für Mädchen und Jungen der Zielgruppe eigenen sich die kurzen Geschichten allerdings als guter Einstieg in die Gruselliteratur.
Sehr schön anzusehen sind die Illustrationen von David Roberts, eine ganzseitige Illustration pro Kapitel und zu jedem Beginn einer neuen Geschichte ein kleines Bild. Sie unterstützen die einzelnen Schauergeschichten und geben dem Buch einen besonderen Look.
Schaurig-schöne Geschichten für Kids ab zwölf Jahren. Unterhaltsame Stunden mit kurzweiliger Lektüre und Gänsehautgarantie bietet dieses kleine Buch.
Chris Priestley: Onkel Montagues Schauergeschichten.
Berlin Verlag, Februar 2010.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,90 Euro.