Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Zoli Novotna, die eigentlich Marienka heiĂt, wĂ€chst vor dem zweiten Weltkrieg bei einer Roma-Familie in den WĂ€ldern der Slowakei auf. Sie muss als Kind miterleben, wie ihre Sippe von faschistischen Garden ermordet wird. Nur sie und ihr GroĂvater können fliehen und schlieĂen sich einer anderen âKumpanijaâ an. Die junge sozialistische Nachkriegsrepublik bringt zunĂ€chst Aufbruchstimmung: Die Zigeuner sollen gleichberechtigte BĂŒrger werden. Zoli, die vom GroĂvater lesen und schreiben gelernt hat, wird zu deren Sprecherin, schreibt Lieder und Gedichte und wird zur Kultfigur in Intellektuellenkreisen. Hier lernt sie den Iren Stephen Swann kennen, der die Kultur der Roma erforscht. Doch die Politik, die zunehmend in BĂŒrokratismus erstarrt, wendet sich gegen sie: die Sippe gibt ihr die Schuld, dass die Romafamilien zwangsweise in die grauen Plattenbauten Bratislavas umgesetzt werden, und verstöĂt sie. Zoli zieht frierend und hungernd durchs Land, versteckt sich in den WĂ€ldern und kann schlieĂlich ĂŒber einen See nach Ăsterreich fliehen. Erst Jahrzehnte spĂ€ter, nach dem Fall des eisernen Vorhangs, reist sie nach Paris zu einem Roma-Kongress und trifft dort Swann als alten Mann wieder...
Ăhnlich wie in seinen frĂŒheren Romanen âDer TĂ€nzerâ und âDer Himmel unter der Stadtâ zeigt Colum McCann auch hier wieder sein Interesse an ungewöhnlichen Charakteren und gesellschaftlichen AuĂenseitern. Die Geschichte wird in einzelnen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven erzĂ€hlt: Von einen Journalisten, der sich Anfang des neuen Jahrtausends aufs Spurensuche in der Slowakei begibt, von Zoli selbst, von Swann und zuletzt vom auktorialen ErzĂ€hler. Die Verbindung von politischem Geschehen und Einzelschicksal gelingt dem Autor ebenso wie das einfĂŒhlsame PortrĂ€t einer Frau, die ihre Kultur liebt und doch nicht geschaffen ist fĂŒr deren oft archaische Sitten und Denkweisen. McCann hat sein Thema genau recherchiert und versucht sich einer uns fremden Welt zu nĂ€hern ohne sentimental-romantische VerklĂ€rung des âZigeunerlebensâ. Und vieles bleibt auch fremd, entzieht sich unseren Bewertungen.
ErzÀhlstil und Sprache sind intensiv und bildhaft, je nach Situation mal spröde, mal poetisch. Vieles liest sich zwischen den Zeilen. Ein schönes, melancholisches, manchmal auch verstörendes Buch.