Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Für sie aber gilt es zunächst, die Freiheit von den Unterdrückern zu erkämpfen. Die Rebellion wird niedergeschlagen, Gonji ist in seiner Ehre verletzt. Bevor wer aber, wie die Tradition es erfordert, rituellen Selbstmord begehen kann, gilt es den Verräter in den eigenen Reihen zu finden ...
Ted Rypels Saga um den Samurai Gonji, der Anfang des 18. Jahrhunderts Europa bereist birgt etwas Ungewöhnliches für den modernen Leser gängiger Fantasy zwischen seinen Deckeln. Statt ewig gleicher, sich stumpfsinnig wiederholender Völkerromane oder Questensagen erwartet den Rezipienten ein Sword & Sorcery Abenteuer abseits ausgetretener Pfade.
Mit dem Halbjapaner Gonji hat der Autor hier einen faszinierend anderen Erzähler geschaffen. Eigentlich sollte die Saga um Gonji, wie mir der Autor mitteilte, insgesamt zwölf Bücher umfassen, und mit seiner Jugend in Nippon, dem Heranwachsen als verpöntes, ausgegrenztes Mischblut in Japan beginnen.
Vorliegende Trilogie sollte dabei Band 4 bis 6 der Saga darstellen, zwei weitere daran anschließende Titel liegen bereits vor und werden gegenwärtig von Lübbe geprüft.
Gonji selbst ist ein herrlich anderer Protagonist. Verwurzelt in den Traditionen seiner fernöstlichen Heimat schauen wird durch seine distanzierten Augen auf ein Europa, das sich im Umbruch befindet. Überall wird gekämpft, dienen die einfachen Menschen als Futter der um sich greifenden Banden. Vorderlader und Steinschusspistolen, erste Kanonen revolutionieren als Fernwaffen die Kriegsführung, das ehrbare Gefecht Auge in Auge ist nicht länger angesagt.
Verbunden wird diese geschichtlich glaubwürdige Darstellung mit dem Mähr eines Volkes, das durch Magie von seiner Insel verstoßen seit Generationen darum bemüht ist, die Heimat wiederzufinden. Das Volk ohne Land, Vertriebene auf der Flucht, nirgends willkommen, oftmals nicht einmal geduldet, das erinnert nur zu gut an reale Vorbilder.
In diese erschreckend überzeugende Welt setzt der Autor seinen Protagonisten. Er, selbst als schon optisch abweichender Halbling ein Außenseiter, beobachtet zunächst distanziert, später engagiert das Geschehen, greift in selbiges ein, nur um verraten zu werden, und seine Ehre zu verlieren.
Das hat bei aller packenden Kampfeskunst etwas Tragisches, das macht uns den eigentlich so ungewohnt Handelnden sympathisch, weckt unsere Neugier, nicht nur, wie die Geschehnisse in der besetzten Stadt weitergehen werden, sondern auch, wie sich unser Samurai fortentwickeln wird. Der dritte, die Trilogie abschließende Teil hält hier vielleicht eine Auflösung für uns bereit.
T. C. Typel: Die Seele des Stahls - Gonji 2.
Bastei-Lübbe, Oktober 2009.
542 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.