Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
1602 dreht sich in Lübeck - wie könnte es in einer Hansestadt anders sein - vieles um Werften und Schiffe. In bester Erinnerung ist den Lübeckern noch die „Adler von Lübeck“, ein Schiff, dass in Größe und Ausstattung die meisten anderen in den Schatten stellte. Trotzdem will ihnen der Gedanke nicht behagen, dass ausgerechnet die Witwe des eigenwilligen Schiffsbauers Rosländer ein neues größtes aller Schiffe auf der Rosländer-Werft bauen will. Eine Frau ist sie und noch dazu bloß zugezogen und überhaupt. Es geschehen seltsame Dinge in den nächsten Wochen auf der Werft und um die Werft herum. Arbeiter erscheinen nicht mehr, die Pest scheint ausgebrochen und immer wieder müssen die Arbeiten unterbrochen werden. Aber Anna Rosländer hat auch treue Freundinnen wie die Hebamme Trine Deichmann und auch Freunde von Seiten, von denen sie das nicht erwartet hätte.
„Die Adler von Lübeck“ ist ein bissiger Roman über gesellschaftliche Erwartungen und Kleinbürgerlichkeit in einer großen Stadt. Annas Gegner versuchen immer wieder die Lübecker Bürger zu manipulieren und der Leser darf dabei sein, wenn sie überlegen, was den meisten Widerstand hervorrufen würde und was den Menschen die meiste Angst machen würde. An einigen Stellen wird der Roman fast philosophisch, in jedem Fall hat er klare Worte zu bieten. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, auch wenn es manchmal fast zu viele sind, um den Überblick zu behalten. Aber auf der anderen Seite spiegelt das natürlich auch, wie Viele sich zu Wort melden, auch wenn sie eigentlich nichts zu sagen haben.
Fazig: Bissiger Roman mit Krimi-Elementen.
Norbert Klugmann: Die Adler von Lübeck.
Gmeiner, Juli 2009.
373 Seiten, Taschenbuch, 12,90 Euro.