„Der Schneemann“ hat Jo Nesbos Kommissar Harry Hole stark zugesetzt. In der Drogen- und Alkoholdämmerung liegt er in Hongkong. – Bis in eine Kollegin zurückruft nach Norwegen und auf der Fährte eines neuen Serienmörders quer durch die Welt schickt.
Der norwegischer Bestsellerautor holt in Harry Holes achtem Fall noch weiter aus als in seinen vorherigen Krimis. Fast schon ein bisschen zu episch und mit zu vielen Verwicklungen, die man über 700 Seiten kaum im Auge behalten kann, verwebt er die Jagd nach dem Killer, der seine Opfer immer mit der selben Zahl von Stichen tötet – im Inneren ihres Munde. Eine kleine Liebesgeschichte hat der 50-Jährige in die Hetzjagd hineingeflochten und ein Drama um Harry Holes Vater, der im Sterben liegt.
Ein (ebenfalls fast unübersichtliches) Heer von Personal lässt Nesbo um seinen kantigen, notorischen Einzelgänger-Ermittler aufmarschieren. In zehn Teilen und 95 Kapiteln entwirft er mit viel Erzählruhe ein hochspannendes Kriminalpanorama, legt falsche Fährten, lässt den Kommissar um die Figuren herumschleichen, Witterung nach dem Leoparden aufnehmen. Ohne Pausen und sehr viel Konzentration kann man das Buch nicht lesen: Jeder Satz ist bei Nesbo bedeutungsvoll und fügt sich am Schluss in das Krimi-Puzzle ein.
Jo Nesbo: Leopard.
Ullstein-Verlag, Januar 2010.
699 Seiten, Hardcover, 21,95 Euro.