Den Umzug von Köln in den Westerwald wird Elisabeth, genannt Ellie, ihren Eltern wohl nie verzeihen. Fernab von ihren Freundinnen sieht sie sich mit einer neuen Schule konfrontiert und einem Haus weitab vom Schuss in der Pampa. Ellie flĂŒchtet in die Natur, macht lange SpaziergĂ€nge und reagiert sich dabei ab. Die AlbtrĂ€ume, die sie seit kurzem plagen, kann das aber nicht abstellen. Mit den neuen MitschĂŒlern lĂ€uft es auch nicht gerade prickelnd, die meisten von ihnen glauben, dass Ellie eine arrogante GroĂstadtzicke ist und halten sich von ihr fern. Dann trifft das junge MĂ€dchen auf den verschlossenen Colin, ein Kampfsportler und Reiter, der sich anderen gegenĂŒber abweisend verhĂ€lt. Aber gerade das fasziniert Ellie an ihm und die Wege der beiden kreuzen sich immer wieder. Erst will sie es nicht zugeben, doch Ellie hat sich lĂ€ngst in Colin verguckt â eine gefĂ€hrliche Angelegenheit, wie sich herausstellt, denn Colin verbirgt ein dunkles Geheimnis, das auch Ellies Familie nicht unberĂŒhrt lĂ€sst.
Bettina Belitz hat mit »Splitterherz« einen Fantasy-Jugendroman geschaffen, der im ersten Drittel gar nicht so fantastisch wirkt. Im Mittelpunkt steht vorerst die Teenagerin Ellie mit ihren Problemen, die durch den Umzug in den Westerwald entstehen. Sie verliert den Kontakt zu ihren Freundinnen in Köln und erkennt, dass sie mit diesen MĂ€dchen niemals eine wahre Freundschaft verbunden hat. In der neuen Schule findet sie vorerst keinen Anschluss, obwohl sich zumindest zwei ihrer MitschĂŒler sehr darum bemĂŒhen, Ellie an den Aktionen der Jugendlichen teilhaben zu lassen. Die Geschichte nimmt erst richtig Fahrt auf, als der abweisende Colin auf den Plan tritt und Ellie voll und ganz in seinen Bann zieht. Vampire, möchte man im ersten Moment sofort aufstöhnen und das Buch zur Seite legen. Aber obwohl viele Hinweise auf Vampire gegeben werden und auch ganz klar mit diesem Klischee gespielt wird, geht es hier nicht um Vampire. Bettina Belitz wendet sich einer anderen dunklen Gestalt zu und gibt den TrĂ€umen der Menschen eine neue Bedeutung.
Locker verbindet die Autorin eine Liebesgeschichte, die so gar nicht kitschig ist, mit Fantasy. Beide flieĂen ineinander und es kommt einem so vor, als wĂ€ren sie eins und könnten gar nicht getrennt existieren. Das gilt im letzten Drittel auch fĂŒr die beiden Figuren Ellie und Colin. Ellie ist es, die die Geschichte mit ihren eigenen Worten erzĂ€hlt, aber auch Colin als eine Figur, die man als Leser nur durch Ellies Augen wahrnimmt, gewinnt ungemein an Farbe. Im Gesamtkontext stört eigentlich nur Ellies Hang zum stĂ€ndigen Einschlafen, was durchaus auch eine Funktion hat, auf einer LĂ€nge von mehr als 600 Seiten allerdings eher belustigend wirkt. Die Seitenzahl fĂ€llt sonst kaum ins Gewicht: Der Autorin gelingt ein lockerer, jugendlich angehauchter Stil, die Seiten fliegen ganz ohne LĂ€ngen nur so dahin und man kann sich wunderbar vom Fluss der Geschichte mitreiĂen lassen.
Ein ĂŒberaus gelungener Liebes- und Fantasyroman ab 15 Jahren mit einer Geschichte, die berĂŒhrt und nach einem offenen Ende ihre Leser mit einem guten GefĂŒhl zurĂŒcklĂ€sst. Mehr davon!
Bettina Belitz: Splitterherz.
Script 5 im Loewe Verlag, Januar 2010.
630 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.