Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Europa im Jahre 1648 ist nach 30 Jahren ununterbrochenem Krieg ein Land, in dem die Landschaften ebenso verwüstet sind wie die Seelen der meisten Menschen. Es ist die Zeit der Hexenverbrennungen und allgemein der Verfolgung von Menschen. Alexandra Khlesl hat nach bitterer Erfahrung die Heilkunst erlernt und wird somit angreifbar für die Hexenjäger. Das macht sich einer von ihnen - der geheimnisvolle Jesuit Giuffrido Silvicola - zunutze, dem es nur um den Besitz der Teufelsbibel geht, deren Wächter die Familien Khlesl und von Langefels immer noch sind. Alexandra steht vor schwierigen Entscheidungen: ihre Familie und alle, die sie liebt der Inquisition zu überlassen oder die Lebensaufgabe ihrer Familie zu verraten und die Teufelsbibel auszuliefern.
„Die Erbin der Teufelsbibel“ ist der Abschluss der Trilogie um die riesige Bibel mit dem Abbild des Teufels, die das pure Böse so heftig ausstrahlt, dass sensible Menschen es spüren können, sobald sie in ihre Nähe kommen. Der Teufel selbst soll einem verlorenen Mönch die Feder geführt haben, um die Menschen mit dem Verführerischsten und Gefährlichsten zu ködern, das es seit der Vertreibung aus dem Paradies gibt: Erkenntnis und Wissen. Denn die Bibel soll der Schlüssel dazu sein, eine Art Apfel vom Baum der Erkenntnis in Buchform. Drei zusätzliche, teuflische Seiten sollen alles Wissen entschlüsseln können, aber wichtiger ist den Wächtern wie den Suchern der Bibel ihre teuflische Ausstrahlung. Die einen möchten sie für immer verbergen, die anderen vernichten, die Dritten möchten sie besitzen. An all ihren Geschichten entlang entsteht ein Bild von einem grausam vernichteten Europa, von einem Kontinent nach dreißig Jahren Krieg, von Menschen, die den Frieden bereits nicht mehr kennen. Es ist kein angenehmes Bild unserer eigenen Geschichte, keine angenehme Vorstellung in welche Abgründe ununterbrochene Gewalt menschliche Seelen führen können.
Der Roman zeigt im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern an manchen Stellen Längen. Außerdem ist es hier wirklich hilfreich, die Vorgeschichte zu kennen, um die mehr als komplizierten Familien- und Freundschafts- wie Feinschaftsverhältnisse zu verstehen. Auch die verschiedenen Parteien des Dreißigjährigen Krieges sind keine einfache Konstruktion und eine Herausforderung für jeden Schriftsteller, mit der der Autor hier sehr gut umgegangen ist.
Fazit: Insgesamt ist es ein spannender Roman mit wenigen Längen, der die Zeit dem Leser sehr nahe bringt.
Richard Dübell: Die Erbin der Teufelsbibel.
Bastei-Lübbe, März 2010.
816 Seiten, Hardcover, 19,99 Euro.