Als ich das erste Mal von dem Buch gehört habe, war ich sofort begeistert. Ich erwartete in Mifty den Holden Caulfield des 21. Jahrhunderts anzutreffen. Leider wurde ich jäh enttäuscht. Die Sprache der 17-jährigen Autorin reicht bei weitem nicht an die Ausdruckskraft eines J.D. Salinger heran. Und auch die „Story“ langweilt einen nach allerspätestens 20 Seiten. So bemerkenswert es auch sein mag, dass eine so junge Autorin den direkten Weg in die Bestsellerlisten geschafft hat, mich überzeugt sie wenig. Ich habe das Buch dann auch nach der Hälfte aufgegeben. Wer auf der nächsten Party ausführlich über dieses Werk mitreden will, der mag es natürlich gerne lesen. Allen anderen empfehle ich: Lesen Sie eine Rezension, das reicht auch!
Nun aber noch kurz zum Inhalt: Die 16-jährige Berlinerin Mifti ist intelligent und gut situiert. Aber sie nimmt lieber Drogen, statt in die Schule zu gehen. Da ihre Mutter tot ist und ihr Vater nicht bei seinen Kindern wohnt, lebt sie bei ihren wohlstandsverwahrlosten Halbgeschwistern. Mifty selbst charakterisiert sich folgendermaßen: „Ich bin ein misshandelter Teenager. Meine Schwester als einfühlsame Interpretin kann ohne Weiteres eine zutiefst traumatisierte, hyperintelligente, vom rechten Weg abgekommene Person in mir erkennen, die den berühmten stummen Schrei nach Liebe/Hilfeschrei am Rande des Abgrundes aussendet. Ich hingegen erfreue mich an der von mir perfekt dargestellten Attitüde des arroganten, misshandelten Arschkindes, das mit seiner versnobten Kaputtheit kokettiert und die Kaputtheit seines Umfeldes gleich mit entlarvt.“ Geschrieben ist das Ganze in einem Wirrwarr aus unterschiedlichen Erzählformen: Dialoge, Mails, SMS, aber auch erzählerische Ansätze und Bewusstseinsströme.
Helene Hegemann: Axolotl Roadkill.
Ullstein, Januar 2010.
208 Seiten, Broschiert, 14,95 Euro.