Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
1836 in Frankfurt lebt die Frankfurter Dichterin Sidonie Weiß in einer Welt, die Frauen noch für schwach und unselbständig hält. Sie hat es nicht einfach, denn sie ist mit über vierzig Jahren immer noch nicht verheiratet und sie glaubt ebenso wie ihre Umwelt, auch keine Aussicht mehr darauf zu haben. Aber sie besitzt ein gutes Herz und einen funktionierenden Verstand, beides zusammen lässt sie Mitleid mit den jungen Frauen empfinden, die in jenem Jahr mit Gift ermordet werden. Damit steht sie zunächst recht alleine, denn die Frauen waren ausnahmslos Dienstmädchen, die sich nebenbei prostituierten, um die schmalen Gehälter aufzubessern. Jede von ihnen hatte dafür einen guten Grund, aber das interessiert weder die Frankfurter Kaffeekränzchengesellschaft noch die bestechbar wegsehende Polizeibehörde. Frau, Dienstmädchen und dann noch Prostituierte - da war doch ein böses Ende zu erwarten, glaubt man in jenen Kreisen. Die Polizei verhaftet einen Mörder, der sich praktischerweise umbringt, ehe seine Unschuld bewiesen werden kann. Obwohl die Polizei ihre Hilfe ebenso wie ihre Gedanken ablehnt, macht sich Sidonie gemeinsam mit ihrem alten Freund Johann Konrad Friedrich auf die Suche nach dem wahren Täter.
Der Roman ist ein engagierter Krimi, der die schwierige Situation der Frauen und der Dienstmädchen jener Jahre sorgfältig schildert, ebenso wie die arrogante Überlegenheit der Bürgersfrauen. Doch trotz der wirklich guten Darstellung und des spannenden Krimis will sich eines einfach nicht einstellen: das Abtauchen des Lesers in das Frankfurt des Jahres 1836. Ich habe lange gerätselt, woran das liegen mag, und bin letztendlich zu dem Schluss gekommen: Es liegt an mir, nicht an dem Roman. Die Autorin bezeichnet Sidonie völlig korrekt als „Fräulein“, aber der Begriff scheint bei mir geistig bereits belegt zu sein, so dass es mir immer wie eine unangebrachte Verniedlichung vorkam, die mich aus dem Milieu herausgerissen hat. Ebenso erging es mir mit zwei oder drei anderen wiederkehrenden Wörtern. Unser Verlagsleiter Andreas hat dafür mal den wunderbaren Satz geschrieben: „Buch und Rezensent passten einfach nicht zusammen“, das trifft es ziemlich genau. Das ändert aber nichts daran, dass es für jeden anderen Leser ein gutes Buch sein kann, denn es weder langweilig noch schlecht recherchiert.
Fazit: Gut gemachter Krimi, der Einblicke in das schwierige Leben der Frankfurter Dienstmädchen des 19. Jahrhunderts bietet und mit Sidonie eine glaubhafte Protagonistin bietet.