Milena Moser erzählt in ihrem neuesten Roman „Möchtegern“ witzig und unterhaltsam vom Schreiben und von Autoren, bzw. von jenen, die sich gern als solche bezeichnen möchten.
Milena Moser – Mimosa Mein. Nicht nur die Namensähnlichkeit mit ihrer Protagonistin ist von der Autorin originell gewählt. Wie ihre Verfasserin ist auch Mimosa Mein Schriftstellerin.
Mit siebzehn hat Mimosa ihren ersten Roman unter dem Titel „roadkill“ veröffentlicht. Wegen des erotischen Inhalts wurde ihr Buch zum Bestseller. - Kennen wir das nicht irgendwoher? - Hierzu muss erwähnt werden, dass jegliche Ähnlichkeit zu der Erstveröffentlichung Helene Hegemanns wirklich reiner Zufall ist. Hegemanns „Axolotl roadkill“ und Mosers „Möchtegern“ erschienen zeitgleich auf dem Markt. Und um die Verblüffung noch zu toppen: Auch Mosers Protagonistin Mimosa Mein hat abgeschrieben!
Doch dies ist nicht die eigentliche Geschichte. Milena Mosers Roman ist in der Medienwelt des Schweizer Fernsehens angesiedelt. In einer Castingshow soll der neue Schweizer Schreibstar gesucht und gekürt werden. Mimosa Mein nimmt das Angebot des Fernsehsenders an und wird zusammen mit dem Verleger Gianni Wolfensberger und der Literaturkritikerin Michelle Schlüpfer Jurorin der Show.
Gekonnt zieht die Autorin Parallelen und verleiht Einblicke, wie (Schreib)-Stars in der Fernsehwelt „gemacht“ werden. Vierzig Kandidaten, allesamt Möchtegerns, bzw. „Wannabees“, wie sie von den Juroren genannt werden, treten an. Zehn von ihnen bleiben übrig und bestreiten die Show.
Doch außer den Geschichten, die die zehn Wannabees ihren Fernsehzuschauern und der Jury präsentieren, gibt es natürlich auch noch deren jeweilige Persönlichkeiten und die Geschichte wie sie zu der Show und zum Schreiben gekommen sind. Zusammen mit Mimosa Meins eigenem, seit dem Casting recht turbulent gewordenen Leben, macht man also Bekanntschaft mit den unterschiedlichsten Charakteren.
Außerdem muss Mimosa sich den Kopf zerbrechen, warum und von wem sie eine anonyme Sendung zur Teilnahme erhalten hat, und wie es sein kann, dass das Geschriebene verblüffend dem Schreibstil eines Mannes ähnelt, der bereits tot ist.
Fazit: Interessanter, humorvoll umgesetzter Blickwinkel in die Welt des Schreibens.
Originell ist Mosers Versuch der interaktiven Einbindung ihrer Leser, indem sie im Anschluss an verschiedene Kapitel Schreibaufgaben zum Text einbaut, die durch Leerseiten gekennzeichnet sind.
Milena Moser wurde 1963 in Zürich geboren. Neben Romanen und Sachbüchern schreibt sie Kolumnen, Essays und Kommentare. Mit zwei weiteren Dozentinnen leitet sie eine Schreibschule in der Schweiz.