Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
»Die Symphonie des Augenblicks« erzählt das Leben des Green Talbots, einer fiktiven Figur, die am Ende ihres Lebens den Rückblick zu Vergangenem wagt und Schlüsse über das Wesen des Lebens zieht. „Beginn und Ende zählen nicht, das, was dazwischen liegt, verleiht ihm Sinn“, ist Greens Schlussfolgerung und nach diesem Prinzip wurden auch die Seiten des dünnen Romans gefüllt. Mattia Signorini gelingt durch die knapp umrissenen Jahre hinweg, mit besonderem Augenmerk auf der Mitte des Lebens, eine philosophische Betrachtung des Lebens. In Green Talbots bewegtem Leben, das ihn auf Plätze in der ganzen Welt führt, hat er besonders eine sehr hilfreiche Qualität herausgebildet: Er kann den Menschen zuhören, sie verstehen, ohne sie jeweils in ihrem Redefluss einzuschränken. Allein schon deshalb findet eigentlich nicht nur Greens Leben in diesem Roman Platz, sondern auch Menschen, denen er auf seinem Lebensweg begegnet ist, fordern Raum.
Der behandelte Stoff macht den Eindruck, als bräuchte man Zeit, um ihn genießen zu können und Green auf den Wegen seiner Gedanken zu folgen. Leider gibt der kurze Roman dafür kaum Platz her, so dass der Gesamtaufbau wie ein Zeitraffer wirkt, in dem wirklich nur die wesentlichen Stationen von Greens Leben aufgegriffen werden. Das hat natürlich den großen Vorteil, dass keine Langeweile aufkommt, Manches hätte ich aber gerne genauer betrachtet.
Lobenswert hingegen muss Mattia Signorinis Art erwähnt werden, mit der er seine Geschichte erzählt. Sprachgewandt leicht, charmant und witzig. Immer wieder regen Green Talbots Erlebnisse zum Lächeln an und bringen ihm damit schnell die Sympathien der LeserInnen ein. Eine Romanfigur, die man trotz der wenigen Seiten, die man mit ihr verbringt, schnell ins Herz schließt, ohne dass sie nur ausschließlich positiv gezeichnet wäre. Green hat durchaus auch Macken, die ihm in seinem Leben Probleme bereiten und wird gerade dadurch glaubhaft.
Dieser Roman vermag vielleicht nicht die Sicht auf das Leben komplett verändern, regt aber in der Kürze durchaus zum Nachdenken an und lässt die ein oder andere Frage zurück. Die Umschreibung »Märchenroman« trifft es dabei gut, ein Märchen für ein erwachsenes Publikum. »Die Symphonie des Augenblicks« bietet ein modernes Märchen, mitten aus dem Leben genommen. Denn hier geht beileibe nicht alles glatt und von Klischees kann auch nicht die Rede sein.
Sehr angenehm zu lesen, philosophisch angehaucht und schön aufbereitet.
Mattia Signorini: Die Symphonie des Augenblicks.
Kailash, März 2010.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,95 Euro.