Shakespeare at his best - spannend, wortgewandt, unverstaubt und komisch.
Viel LĂ€rm um Nichts ist vielleicht nicht seine bekannteste Komödie (diesen Rang lĂ€uft ihr wohl der Mittsommernachtstraum ab...), aber seine beste - sowohl auf der BĂŒhne als auch in Buchform.
Nach siegreicher Schlacht kehrt Don Pedro mit seinen Recken, seinem Halbbruder Don Juan und den Herren Claudio und Benedikt, im Hause Leonatos in Messina ein. Der junge Herr Claudio verliebt sich in Leonatos Tochter Hero und bittet seinen Herren, in seinem Namen fĂŒr sie zu werben. Die ehrenhafte Hero nimmt die Werbung an, doch Leonato möchte die VermĂ€hlung gebĂŒhrend feiern und setzt daher eine Feierwoche an - genĂŒgend Zeit, um sich als Zeitvertreib einer anderen Aufgabe zu widmen: die Verkupplung der beiden eingefleischten Singles Beatrice, des Hausherren Nichte, und Benedikts.
Beatrice entspricht im Gegensatz zur kleinen, brĂŒnetten Hero dem Ideal der Zeit- groĂ, blond und âwittyâ; wortgewandt. Vielleicht ein bisschen zu wortgewandt, denn sie macht aus ihrer Meinung und speziell ihrer Einstellung gegenĂŒber MĂ€nnern (und besonders diesem Benedikt!) und der Heirat keinen Hehl- sie will nicht; die MĂ€nner sind ihr entweder zu unreif oder gar zu ĂŒberreif und langweilig. Benedikt ist ebenfalls ĂŒberzeugter Junggeselle, an keiner Frau interessiert und schon gar nicht an der scharfzĂŒngigen Beatrice. So ist schon ein RĂ€nkespiel vonnöten, um die beiden StreithĂ€hne einander nĂ€her zu bringen. So lĂ€sst man die Beiden fingierten GesprĂ€chen lauschen, in denen sie mitgeteilt bekommen, der jeweils Andere sei in groĂer Liebe entbrannt, traue sich aus Angst vor (scharfzĂŒngiger) ZurĂŒckweisung aber nicht, diese Liebe zu gestehen. So bewegt von den angeblichen, tiefen GefĂŒhlen des Anderen und dem Schmerz, den es kosten muss, diese zurĂŒck zu halten, beschlieĂen die Beiden schlieĂlich, einander âzurĂŒck zu liebenâ.
In der Zwischenzeit ist jedoch ein weiteres RĂ€nkespiel im Gange. Der verdrieĂliche Don Juan warnt den Halbbruder, die edle Hero sei so edel nicht, sei sie doch untreu und wĂŒrde dies vor der Verbindung mit Claudio nicht aufgedeckt, wĂŒrden sowohl Pedros Ehre als auch die Claudios darunter leiden. Juan fĂŒhrt sie in den Hofgarten, wo sie Zeuge eines Stelldicheins Heros mit einem Herren werden. Die schockierten Herren Claudio und Pedro fĂŒhlen sich hintergangen, ihre Ehre verletzt und beschlieĂen, Hero bei der Trauung am nĂ€chsten Tage vor der versammelten Gesellschaft bloĂzustellen. Was sie nicht wissen: die Dame ist nicht Hero, sondern einer ihrer Zofen in Heros Kleidung.
Bei der Trauung passiert, was passieren muss: Pedro und Claudio stellen Hero zur Rede und diese stirbt aus Schmach. Aber auch das ist nicht so, denn eigentlich fĂ€llt sie nur in Ohnmacht und der schlaue Mönch rĂ€t ihr, die anderen Beteiligten in dem Glauben zu lassen, sie sei tot, bis die Wahrheit ans Licht gekommen ist. Beatrice, Heros Vertraute weiĂ natĂŒrlich Bescheid und nimmt nun - frisch verliebt- ihrem Herren Benedikt das Versprechen ab, Hero zu rĂ€chen und Claudio zum Duell herauszufordern. Doch zu diesem Duell kommt es dann nun doch nicht mehr, denn die beiden âDorfsheriffsâ Holzapfel und Schlehwein haben (urkomisch!) in der Zwischenzeit - durch ein, dieses Mal wirklich, unabsichtliches âMithörenâ eines GesprĂ€ches der RĂ€nkespieler Don Juans - heraus bekommen, was dort âgespielt wurdeâ.
Der Zerstörer der Idylle wird dingfest gemacht, doch noch ist kein Happy-End in Sicht, denn Claudio hat seine Hero verloren, hĂ€lt sie natĂŒrlich noch immer fĂŒr tot und sich selbst fĂŒr ihren Mörder. Voller Reue erklĂ€rt er sich bereit, Leonatos andere âNichteâ zu heiraten, die, die Hero so sehr Ă€hnlich sieht....
Und so findet eine Doppelhochzeit statt: Claudio ehelicht die Nichte (die natĂŒrlich Hero selbst ist), Benedikt das FrĂ€ulein Beatrice.
Ein tolles Hin und Her, das groĂe Lauschen und Belauscht - Werden! Wunderbar versponnen und mit unvergleichbarem Wortwitz!
Die beiden âBsâ und die Herren Holzapfel und Schlehwein sind nicht nur Shakespeare in Reinform, sondern auch noch herzallerliebst und unsagbar komisch!
Unbedingt lesen (oder wahlweise im Theater anschauen)!
William Shakespeare: Viel LĂ€rm um nichts.
Deutscher Taschenbuch Verlag, MĂŒnchen, Juli 2001.
256 Seiten, Taschenbuch.