Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂĽrt.
Mit „daneben liegen“ legt Leonhard Lorek nach 30 Jahren lyrischen und prosaischen Schaffens seine erste Einzelveröffentlichung im Verbrecher Verlag Berlin vor. Und „daneben liegen“ bietet tatsächlich beides: Prosa und Lyrik, mehr als ansprechend in dieser hochwertigen Ausgabe des Verlages gleichwertig zusammengefasst. Seine Kurzprosa, egal ob als Einleitung seiner (lyrischen) Veröffentlichung zu verstehen, oder als „Ouvertüre zu einem langen Gedicht“, spiegelt in ganzen Sätzen das, was seine Gedichte in komprimierter Form liefern: Lust auf, und an Sprache, klare Sprache, direkte Sprache, ungebremste Sprache. Seine Gedichte greifen tief, seine Beobachtungen versetzen den Leser mitunter in Schrecken, so nah ist Lorek mit seiner Lyrik und seiner kurzen Prosa an den Befindlichkeiten der Leser, der Zeit.
Lorek, der 1968 mit seinen Eltern aus Polen in die DDR übersiedelte, zog 1981 nach Ostberlin und ging 1987 nach Berlin (West). Bereits 1984 initiierte er die inoffizielle Zeitschrift Schaden und gab sie zusammen mit Frank Lanzendörfer und anderen kontinuierlich bis 1987 heraus. Neben zahlreichen Publikationen in Schaden veröffentlichte er auch andernorts Lyrik und Essays. Lorek war und ist als Texter und Musiker in mehreren Bands tätig und die Lyrik seiner Einzelveröffentlichung „daneben liegen“ spiegelt oftmals seinen Umgang mit Klang und Musik, transportiert Idee und Haltung annähernd musikalisch geprägt.
Die Poesie seiner Sprache lässt Lorek die Freiheit seine Erkenntnisse, schonungslos und Pamphleten gleich, unmittelbar an den Leser zu bringen und somit löst er das ein, was der Einband seines Buches bereits vorweg nimmt:
Für mich haben Gedichte in etwa so zu wirken wie Calgon: Kalk lösend, Verkrustungen aufhebend.