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Als Norman Ollestad 11 Jahre alt ist, verliert er beim Unglück des Privatfliegers seines Vaters diesen auf tragische Weise. Nach stundenlangem Ausharren im Schneesturm ist er der einzige Überlebende des Unfalls. In seinem Buch »Süchtig nach dem Sturm« setzt er sich damit auseinander, was in seiner Kindheit und Jugend für ihn von Bedeutung war und welchen Stellenwert der Verlust des Vaters einnimmt. Dazu erzählt in zwei Handlungssträngen von seinem Leben: einige Monate vor dem Unglück und die direkten Stunden danach mit ihrem Überlebenskampf im Schnee.
Normans Vater legte von Anfang an wert darauf, dass sein Sohn stets der Beste ist und zahlreiche Sportarten und Extremsportarten beherrschte. Er selbst war immer auf Risiko aus und trimmte den damals 10-Jährigen ebenfalls in den jeweiligen Disziplinen. Der Flugzeugabsturz konfrontiert den Jungen knapp ein halbes Jahr später allerdings mit ganz anderen Extremsituationen und hier zeigt sich, was Norman wirklich kann.
Im ganzen Roman findet sich keine direkte wörtliche Rede; alle Redebeiträge werden mit Normans Worten wiederholt. Dadurch fehlt es seiner Erzählung oftmals an Lebendigkeit und sie wirkt leicht eintönig. Am Ende allerdings gelingt durch rasche Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart des Unfalls doch noch so etwas wie Spannung. Aber auch ganz ohne Nervenkitzel kann dieser Roman überzeugen. Er zeigt auf ruhige Art und Weise, wie Eltern ihre Kinder nach ihren Wünschen formen und was das jeweils mit den Kindern macht. Der Freund der Mutter quält den kleinen Norman unablässig und auch in seinem Vater, der ihn zu Höchstleistungen antreibt, findet Norman kein Vorbild. Die männlichen Figuren, die sein Leben bestimmen, können nicht als Anker im Leben des Jungen dienen. Er wird dazu erzogen, keine Schwäche zu zeigen, immer volle Leistung zu bringen. Spürbar wird in den Worten aber auch, dass seinem Vater trotz allem eine unbändige Liebe entgegenbringt und dessen Tod eine Leere in seinem Leben hinterlässt.
In allen Worten spürt man immer wieder die Distanz, die der Autor, mittlerweile ein erwachsener Mann, zum Geschehen gewonnen hat. Das kommt der Perspektive des 10- bzw. 11-jährige nicht immer zugute.
Ein ruhiger Roman, der stellenweise sehr beeindruckend den Einfluss von Eltern auf ihre Kindern darstellt.
Norman Ollestad: Süchtig nach dem Sturm.
S. Fischer, Februar 2010.
349 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.