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Der erfahrene junge Krieger Ringil, genannt Gil, soll in seine Heimat zurückkehren, da seine Mutter ihn um einen Gefallen bitten will. Er soll seinen Cousin Sherin, der als Sklave den Feinden dient, finden und zurückbringen. Als wäre Gils Leben nicht schon ohne diese Suche schwer genug … in der Gesellschaft wird er geächtet, da er die Männer den Frauen vorzieht und so gut wie niemand in seiner Umgebung sich mit dieser Neigung abfinden mag. Hilfe bei der Suche erhält er allerdings von dem mächtigen Egar und der Kriegerin Archeth, die ihrerseits ebenfalls homosexuelle Beziehung pflegt und ihn somit zumindest ansatzweise verstehen kann.
Dieses Buch wird es bei der Zielgruppe der üblichen Fantasy-Leser schwer haben, da es sich ganz anders präsentiert als der Mainstream. Richard Morgan hat eigene, zwar nicht immer neue, aber doch interessante Ideen. Sein Protagonisten Gil und Archeth sind homosexuell und er scheut nicht, gerade diese Seiten der beiden Figuren auch deutlich zu beleuchten, mit allem, was so dazugehört. Gerade das könnte dem deutschen Fantasy-Publikum, das sonst jenseits der ChickLit mit fantastischen Elementen eher keusch umworben wird, schwer im Magen liegen. Morgan setzt sich in »Glühender Stahl« über Klischees hinweg und schafft einen sehr erwachsenen, manchmal tabulosen, eigenwilligen Roman.
Die Figuren von »Glühender Stahl« lassen sich allerdings nicht auf ihre Homosexualität reduzieren und leuchten besonders ausdrucksstark, was ihre Wünsche und Sehnsüchte angeht. Gil als der unverstandene, oft abgewiesene Held ist von Tragik, aber auch Härte umgeben. Das ist bezeichnend sowohl für den Erzählstil und die Sprache des Autors als auch für die vorgestellten Szenen. Morgan nimmt kein Blatt vor den Mund, setzt sich über Klischees hinweg und schafft einen Roman, der in kein Schema passt. Und gerade deshalb ist es schwer, ein Publikum zu finden, dem dieses Buch auch wirklich gefällt. Ruhigen Gewissens kann man es nicht empfehlen, »Glühender Stahl« wird aber all jenen ein Leseerlebnis bieten, die das Fremde nicht scheuen, von Brutalität und direktem Stil nicht abgeschreckt werden und den klischeebelasteten Roman zu Genüge kennen.
Richard Morgan: Glühender Stahl.
Heyne Verlag, Februar 2010.
576 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.