Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Vera Stanhope ist nicht gerade ein Energiebündel von Kommissarin: fett, behäbig, ohne Ambitionen auf eine Karriere, ungepflegt, dem Alkohol nicht abgeneigt und einsam. Die britische Krimi-Preisträgerin Ann Cleeves macht die Anti-Kommissarin zur Helden einer neuen Krimiserie. Band zwei der Serie, „Totenblüte“, ist jetzt als erster deutscher Band erschienen.
Ein kleines Dorf auf den Shetland-Inseln durchleuchten die Kommissarin und ihr Assistent, nachdem erst ein 16-jähriger Junge, dann eine Refrendarin tot gefunden werden. Beide Leichen liegen im Wasser, in der Badewanne bzw. im Tümpel, zwischen Blüten.
Einem „Kunstwerk des Todes“, den „Blumen des Bösen“, ist Stanhope auf der Spur, inszenierten Morden, die die Kommissarin in einem filmreifen Action-Finale aufklärt. Typisch britisch ist der Roman, weil er in psychologisierten Gesprächen der Ermittlerin allmählich Fassaden einer heilen Dorfwelt bröckeln lässt. Auf manchmal etwas abwegige Pfade begibt sich die Kommissarin, wenn sie Freundschaften im Dorf wie die zwischen dem Professor, einem Bibliothekar, Tontechniker und Vogelpräparator zu schaffen seziert und sich auf eine Expedition in die Natur einlässt. Lesenswert, nicht hochspannend wie ein Thriller, aber die Leser werden mit einem überraschenden Ende belohnt.
Ann Cleeves: TotenblĂĽte.
rororo, Februar 2010.
400 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.