Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Als sein Vater Luca, der Besitzer der Buchhandlung Libri di Luca, in ebendieser Buchhandlung verstirbt, sieht sich der Anwalt Jon mit einem ungewöhnlichen Erbe konfrontiert. Mit Büchern hat er nicht sonderlich viel am Hut und doch soll er die Buchhandlung erben. Die Gemeinschaft, die sich regelmäßig in deren Wänden trifft, ist davon allerdings alles andere als begeistert. Der Grund dieser fehlenden Begeisterung soll sich Jon bald offenbaren und so findet er sich bereits wenig später in der Gesellschaft der Lettores wieder, Menschen, die durch ihre besondere Art des Lesens die Emotionen ihrer Zuhörer kontrollieren können. Käme eine solche Gabe an die Öffentlichkeit, könnte sie von den Mächtigen zu deren Gunsten genutzt werden und so hält sich die Gesellschaft bisher bedeckt. Aber sie alle hegen einen dunklen Verdacht: Luca Campelli ist keines natürlichen Todes gestorben, sondern wurde ermordet. Vom wem genau, das soll nun Jon bei Ermittlungen an der Seite der geheimnisvollen Katherine herausfinden.
Von der ersten Zeile an treibt der dänische Autor Mikkel Birkegaard die Handlung seines internationalen Bestsellers gradlinig voran. Nebensächlichkeiten spielen absolut keine Rolle und irgendwie passt am Ende jeder Handlungsstrang an seinen Platz im Puzzle, welches das Gesamtbild des Romans ergibt. Warum »Die Bibliothek der Schatten dennoch nicht zu fesseln vermag, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Gerade für Buchliebhaber entwirft der Autor mit seinem Lettores-Konzept ein durchaus faszinierendes Spiel. Wie wundervoll muss es doch sein, derart in Bücher abtauchen zu können und gar beim Vorlesen die Reaktionen anderer vollkommen unter Kontrolle zu haben? Besonders die Lettores sind es, die den Roman trotz seiner sonst eher austauschbaren Handlung zu etwas mehr oder minder Interessantem machen.
Gekonnt baut Birkegaard verschiedene Erzählebenen und –perspektiven in den Roman ein, ohne jemals den roten Faden zu verlieren. Wirkliche Spannung bleibt jedoch aus, Vieles ist letztlich nur allzu vorhersehbar und unspektakulär im Vergleich mit anderen Titeln des „Genres“, wenn es so etwas mit Blick auf Birkegaards Buch überhaupt gibt. »Die Bibliothek der Schatten« bildet eine schwer einzuordnende Mischung aus allgemein belletristischen Elementen, Fantasy, Mistery und Thriller mit Krimi-Einschüben. Die bunte Mischung geht dabei allerdings nicht auf und das Buch ist schwer an ein bestimmtes Publikum zu vermitteln.
Eine gute Schreibe, es fehlt im faszinierenden Konzept allein an fesselnden Elementen, die Leser und Leserinnen wirklich in die Handlung hineinziehen würden.
Mikkel Birkegaard: Die Bibliothek der Schatten.
Page & Turner, März 2010.
521 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.