Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Marina Lewycka: Das Leben kleben, gelesen von Katharina Thalbach
Georgies Leben könnte besser sein. Frisch getrennt vom Ehemann lebt sie mit ihrem Sohn zusammen und lernt eine alte Dame mit Katzen und einem Lebensmittelhygieneproblem kennen. Die betagte Mrs. Shapiro ist Jüdin und weiß Vieles aus der Vergangenheit zu berichten. Georgie ist fasziniert, zugleich aber auch irgendwie abgestoßen von der sonderbar riechenden Alten, deren Katzen im Bett und überall sonst schlafen dürfen. Als Mrs. Shapiro nach einem leichten Unfall ins Krankenhaus eingeliefert wird, vertieft sich die Beziehung der beiden. Da Mrs. Shapiro nur nach Hause zurückkehren kann, wenn ihre Wohnsituation es zulässt – immerhin behauptet sie, 96 Jahre alt zu sein –, soll ausgerechnet Georgie ihr Haus auf Vordermann bringen. Und dabei geht Einiges schief …
Der Roman ist mit einer sehr lebendigen etwa 304-minütigen Lesung von Katharina Thalbach versehen. Sie liest mit Akzenten und Spannungseffekten, was das Zuhören zu einer wahren Freude macht und vermutlich die Geschichte in einem besseren Licht erscheinen lässt als das reine Buch zum Selbstlesen. Das macht die Lesung insgesamt leichtgängig, so dass man dieses Hörbuch beispielweise problemlos nebenher hören kann. Einzig ein fehlender Fokus bleibt manchmal zu bemängeln. So recht wird in den ersten Abschnitten nicht klar, wo die Reise hingehen soll.
Die Geschichte an sich mutet leicht skurril an. Georgie arbeitet bei einer Klebstofffirma, hat ihre Kollegen aber noch nie in der Realität gesehen und kennt sie alle meist nur über die Sekretärin am Telefon oder Emails. Ihren Sohn hat sie nur die halbe Woche und muss ihn mit ihrem Mann teilen, bei dem er die andere Hälfte der Woche verbringt. Und dann ist da noch die Alte mit den Katzen, in deren Haus es wahlweise nach Tierkot und verdorbenen Lebensmitteln stinkt. Und doch gelingt es Mrs. Shapiro, Georgies Leben gehörig auf den Kopf zu stellen. Das sorgt insgesamt für eine humorvolle, aber nicht übertriebene Geschichte, die dennoch eine Verbindung zu ernsten Themen schafft und sogar mit einem Hauch von Geschichtswissen aufwartet, wenn Mrs. Shapiro von ihrem verstorbenen Mann berichtet.
Ein nettes Hörbuch für Zwischendurch. Tolle Lesung und gute Mischung zwischen Witz und Ernst, ohne ganz abzuheben.
Marina Lewycka: Das Leben kleben, gelesen von Katharina Thalbach.
Dhv – Der Hörverlag, April 2010.
4 CDs, 19,95 Euro.