Obwohl seine Werke zu Lebzeiten auf kaum Interesse stießen, gilt Richard Yates (1926-1992) als einer der wichtigsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) hat sich seiner Romane angenommen und bringt nach "Zeiten des Aufruhrs", "Easter Parade" und "Eine besondere Vorsehung" nun mit "Ruhestörung" bereits den vierten Yates-Roman heraus.
Es geht um einen Mann namens John Wilder, der durch seine Trunksucht nach und nach alles verliert, was er hat: seine Familie, seine Geliebte, seinen Job in der Werbebranche, in dem er sehr erfolgreich gearbeitet hat, und zuletzt sogar seine Träume. Er erleidet mehrere Nervenzusammenbrüche, von denen er sich in geschlossenen Anstalten erholen muss. Zwar kann er sich zunächst immer wieder ins Leben zurückkämpfen, am Ende jedoch scheint sein Geist so zerrüttet, dass es für ihn keine Zukunft außerhalb der Anstalt geben kann.
Natürlich ist Richard Yates' Roman, der 1975 im Original unter dem Titel "Disturbing the Peace" erschien, keine Anklageschrift gegen den Alkohol - das wäre zu einfach -, er ist eine Gesellschaftskritik: John Wilder, der weder besonders gut schwimmen noch lesen kann, fühlt sich permanant von dem, was Lehrer, Eltern, Ehefrauen und Freunde von ihm verlangen, überfordert. Er leidet unter einem latenten Minderwertigkeitskomplex. Und so ist für ihn der schönste Moment im ganzen Buch, als ein echter Professor ihn lobt.
Ein lesenswertes Buch, das durch die psychologische Beobachtungsgabe des Autors und die genaue Schilderung der amerikanischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts besticht.
Richard Yates: Ruhestörung (1975).
DVA, April 2010.
320 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.