Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Ägypten im 7. Jahrhundert vor Christus: Merit ist die Tochter des Wesirs und hat in ihrem bisherigen etwa 15 Jahre langen Leben ein beschauliches und ruhiges Dasein geführt. Das ändert sich jedoch über Nacht und sie, ihr Bruder Nefertem und ihre Bedienstete Tani müssen Hals über Kopf das Land verlassen, als die Assyrer es zu erobern drohen. Die Flucht schlägt fehl und Nefertem gerät in die Gewalt des Assyrers Schanherib, die Mädchen können entkommen. Nur wenige Zeit später kehren sie in eine Schenke ein, in der Merit in heißer Liebe zu einem unbekannten und verletzten Mann entbrennt. Sie ahnt nicht, dass sie es bei dem dunkelhaarigen Recken mit ihrem Widersacher Schanherib zu tun hat und dass ihr Bruder als Lustsklave der assyrischen Palastfrau dienen muss.
Unter dem Pseudonym Laura Simon versucht sich hier eine bekannte Autorin historischer und fantasievoller Romane am Erotik-Genre, verlässt dabei den historischen Kontext aber nicht ganz. Eingebunden ist die Geschichte mehr oder minder überzeugend in die Ereignisse rund um die Eroberung Ägyptens durch die Assyrer. Im Vordergrund steht jedoch deutlich die möglichst vielfältige Erotik. Bei anderen Autorinnen könnte das dazu führen, dass sich der Roman in reichlich Sex erschöpft, Laura Simon gelingt es allerdings zumindest stellenweise, auch die Handlung und den historischen Kontext, der ohne Frage gut recherchiert ist, nicht aus den Augen zu verlieren. Insgesamt bietet sie eine eingängige Geschichte, die besonders Fans von erotischer Literatur gefallen wird. Wer allerdings auf einen fesselnden historischen Roman spekuliert, dem ist »Glühende Lust« nicht zu empfehlen.
Der Roman gelingt vor allem durch die beiden unterschiedlichen Perspektiven, die im Wesentlichen das Geschehen bestimmen. Einerseits die unerfahrene Merit, die blauäugig in die Welt stolpert und von Liebe und den körperlichen Freuden keine Ahnung hat, davon aber durchaus fasziniert ist. Anderseits ihr erfahrener Bruder, dem sowohl Kampf als auch Frauen nicht fremd sind und der im weiteren Verlauf des Romans vor allem die Demütigung am eigenen Leib erfahren muss. Dadurch entwickeln sich zwei sehr gegensätzliche Perspektiven, die weitestgehend getrennt voneinander in Assyrien und Ägypten vom Geschehen berichten. Durch diesen Schachzug geht die Rechnung der Autorin letztlich auf und der Roman entwickelt sich interessant.
Im Großen und Ganzen ist »Glühende Lust« vor allem Fans von erotischer Literatur zu empfehlen und all jenen, die mal neugierig sind und Neues ausprobieren wollen. Darüber hinaus jedoch lässt sich hier nur schwer eine Zielgruppe ausmachen, denn mit dem typischen historischen Roman kann dieser nicht mithalten.
Laura Simon: Glühende Lust.
Ullstein, Juni 2010.
304 Seiten, Taschenbuch, 7,95 Euro.