Eine Reihe mysteriöser Todesfälle hält die Berliner Ermittler auf Trab. Der Killer hinterlässt nicht den Hauch einer Spur, die Wohnungen seiner Opfer sind lupenrein geputzt, sie selbst weisen keine Verletzungen auf, so dass sie ihn gekannt haben oder ihn zumindest hineingelassen haben müssen. Als der Fortgang der Ermittlungen ins Schleppen gerät, wird der Brandenburger Julius Kern hinzugezogen. Ihm hängt noch immer ein alter Fall nach, bei dem ein Massenmörder ungestraft davonkam und nun, da seine Buchpremiere ansteht, sogar von den Menschen gefeiert wird. Dieser Medienrummel um den ehemaligen Kontrahenten setzt Kern zu und behindert seine Ermittlungen. Er will nicht wieder einen Fehler machen und einen weiteren Täter ungestraft davonkommen lassen.
Vincent Kliesch, der mit »Die Reinheit des Todes« seinen Debütroman veröffentlicht, stellt hier zwei Fälle in einem vor. Zwischen dem neuen Fall des Täters, der keine Spuren hinterlässt, und dem alten mit Massenmörder, der mehrere Menschen auf den Gewissen hat, aber immer noch auf freiem Fuß ist, wird mit dem Ermittler eine interessante Verknüpfung gezogen. Das könnte viel Spannung bereithalten, wüsste man nicht als Leser oder Leserin bereits gleich zu Beginn, wer der Täter ist und wie der Fall zu lösen sein kann. Das trübt die Freude am Lesen mit den fortschreitenden Seiten immer mehr, da dadurch viel Spannung letztlich flöten geht.
Der Roman bietet insgesamt gute Unterhaltung für Zwischendurch, lässt sich eingängig und flott lesen und strengt nicht zu viel an. An Details und Grausamkeiten wird eher gespart, so dass »Die Reinheit des Todes« durchaus auch ein guter Einstiegsroman ins Genre sein kann. Schade ist bloß, neben der bereits erwähnten sehr offenen Behandlung des Hauptfalles, dass der Ermittler über die Länge des ganzen Romans auf Distanz bleibt. Kein Wunder, ist doch das Wort „Julius“ eines der am wenigsten genutzten im Text. Kliesch legt sich auf Kern fest, nicht Julius und hält den Ermittler auf Abstand. Obwohl dieser durchaus eine spannende Geschichte zu erzählen hat. Der alte Fall wurmt ihn so weit, dass ein normales Leben kaum möglich ist. Jeden Tag muss er an den von Medien und Menschen geliebten Tassilo denken, der doch augenscheinlich mehrere Menschen umgebracht hat. Das hat Kern seine Frau gekostet, die mit seiner Besessenheit nicht mehr umgehen konnte und mitsamt Töchterchen ausgezogen ist. Kern hat als wesentlicher Protagonist Potenzial, das allerdings nicht zu Genüge ausgeschöpft wird.
Nette Unterhaltung für Zwischendurch, auch für Einsteiger. Die Vorwegnahme der Auflösung und der Ermittler auf Distanz erschweren jedoch das Lesevergnügen.
Vincent Kliesch: Die Reinheit des Todes.
Blanvalet, Mai 2010.
320 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.