Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Mit »Nachtseelen« kehrt Olga Krouk zurück nach Hamburg zu den Metamorphen und Nachtzehrern. Diesmal steht allerdings nicht die Krankenschwester Evelyn im Mittelpunkt, die die Leser des ersten Bandes »Schattenseelen« kennen, sondern der Metamorph Finn und eine junge Frau namens Alba. Sie redet kaum, da sie einen Sprachfehler hat und lebt allgemein zurückgezogen. Seit längerem wird sie von sonderbaren Träumen geplagt, die sie sich nicht erklären kann. Dann stellt sich auch noch heraus, dass der tot geglaubte Großvater lebt und seine Forschung bezüglich der Wesen, die sich mit Tieren vereinen können, nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Alba trifft auf Finn und damit auf die bittere Wahrheit ihrer Vergangenheit.
Es kommt nicht recht Fahrt auf im Nachfolge Band der »Schattenseelen«. Alba und Finn als neue Figuren haben durchaus Potenzial, das hat insbesondere der Metamorph schon unter Beweis gestellt. Er hat ein so gespaltenes Verhältnis zu seiner Königin und seinem Seelentier, einem Rotmilan, dass es interessant ist, ihn auf seinen Wegen zu beobachten. Auch gibt es wieder die nötige düstere Stimmung rund um dem Hamburger Pesthof und die ihn umringenden Legenden. Diese Trilogie bleibt ein faszinierendes, innovatives Konzept, das mit Vampiren und Werwölfen aufräumt.
Trotz allem kann der zweite Band bei weitem nicht so fesseln wie der erste. Adrián und Evelyn verkümmern zu Nebenfiguren, manches aus dem ersten Band wird über den Haufen geworfen und die Hexen ziehen wieder im Hintergrund die Fäden für das Geschehen. Aber alles bleibt irgendwie kalt, wenig greifbar und abweisend.
Was man der Autorin allerdings nicht vorwerfen kann, ist ein Mangel an Spannung. Die Geschichte wird flott und aus mehreren Perspektiven vorangetrieben, so dass für Langweile keine Chance besteht. Lässt man sich auf das kalte Setting und die wenig sympathischen Figuren ein, kann »Nachtseelen« trotz allem gute Unterhaltung bieten. Wer den ersten Band mochte, sollte sich den neuen keinesfalls entgehen lassen.
»Nachtseelen« reicht an den Vorgänger nicht heran, bietet aber eine solide Vorlage für das voraussichtlich im Dezember 2010 erscheinende Finale.
Olga A. Krouk: Nachtseelen.
Heyne, Juni 2010.
528 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.