Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Nicht nur im fernen Vinci hat sich ein gewisser Leonardo damit beschäftigt, Menschen wie Vögel fliegen zu lassen. Auch im schwäbischen Schussenried gab es um 1616 einen Prior des örtlichen Klosters, der von dem Gedanken geradezu besessen war: Kaspar Mohr. Bei Planung und Bau seiner Flugmaschine kann er Ruhe finden, Zeit zum Nachdenken. Aber er kommt nur selten dazu, denn sein Abt beauftragt ihn damit, eine entflohene Hexe aufzuspüren. Das Aufspüren erweist sich als nicht schwierig - die Flüchtige findet sich in seiner Werkstatt -, nur dass Agnes eine Hexe mit übernatürlichen Kräften ist, kann und will Kaspar nicht glauben. Er verkleidet sie als Novizen und nimmt sie in seiner Werkstatt auf. Da meldet sich die Inquisition aus Rom an und eine weitere Frau verschwindet einfach.
Der Roman fangt rasant an und geht ebenso weiter. Allein in der zweiten Hälfte des ersten Drittels verliert er ein bisschen an Schwung. Die Auflösung kam für mich überraschend, aber durchaus logisch und verständlich. Der Autor verbindet mehrere Stränge sehr geschickt miteinander und versteht es bis zum Schluss, den Leser im Dunkeln tappen zu lassen. Allein die zeitliche Einordnung dieses historischen Krimis ist ein wenig schwierig. Klar, er spielt 1616, also nach Luther, zu einer Zeit, in der der Druck das wissenschaftliche Denken schon weit vorangetrieben hatte. Klar ist auch, dass sich nicht jeder dem neuen Denken anpassen will, es gar als teuflisch verdammt. Trotzdem erschien mir persönlich manche Darstellung gar zu hochmittelalterlich, besonders wenn es um kircheninterne Diskussionen ging.
Fazit: Trotzdem ist „Der fliegende Mönch“ ein sehr lesenswertes Buch über einen historisch verbürgten schwäbischen Leonardo. Und ein spannender Krimi ist es obendrein.
Simon Rost: Der fliegende Mönch.
Bastei Lübbe, Juni 2010.
448 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.