Dafür, dass es im letzten Krimi von Ingrid Noll keine einzige Leiche gab, lässt die 75-jährige Grande Dame der deutschen Krimiliteratur in ihrem neuen Roman „Ehrenwort“ am Schnürchen töten. Zwei Leichen gibt es am Schluss und jede Menge amüsante und amouröse Eskapaden.
Eine heitere Mischung aus Frauenroman und Krimi ist das neue Buch der Bestseller-Autorin. Es gibt einen renitenten Opa, einen fürsorglichen Enkel, dessen gewiefte Eltern, die den Alten aus dem Weg räumen möchten, eine lesbische Schwester, pfiffige Krankenschwestern, die den Opa um den Finger wickeln und den Enkel ins Bett zerren. Und einen dubiösen Erpresser und einen Schläger.
Da wird munter gemordet, dass es eine Wonne ist, die Seiten umzublättern, und man steht als Leser immer auf der Seite der Täter, denen bei Ingrid Noll keiner auf die Schliche kommt. Ihre Mörder sind Menschen von nebenan, sympathische Nachbarn.
Einen Opa wie den 90-jährigen, der mit Beinbruch aus dem Gefecht gesetzt ist, möchte man nicht selbst im Dachgeschoss liegen haben. Einen Enkel wie Student Max auch nicht. Trotzdem raufen sich die drei Familien unter einem Dach irgendwie zusammen und teilen am Schluss mörderische Geheimnisse, die die Liebe töten.
Amüsant zu lesen, spannend und unterhaltsam.
Ingrid Noll: Ehrenwort.
Diogenes, August 2010.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 21,90 Euro.