Der himmelblaue Schmengeling
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Joris-Karl Huysmans: Gegen den Strich (1884)
Jetzt bestellen bei amazon.de! Kennen Sie das? Sie schreiben an etwas herum, ganz trivial, sagen wir mal....vielleicht einem Brief an die Schwiegermutter (Nein, nein, es muss schon ein Brief sein, denn Schwiegermutter weiß nicht, was E-Mail ist.), eine Bitte um die Übersendung dieses tollen Sauerbratenrezeptes... so etwas in der Art.
Sie beginnen mit den typischen Begrüßungsfloskeln, erzählen kurz Alltägliches, erzählen von dem Tor, das der Enkel am Sonntag beim Fußball geschossen hat, erzählen, wie stolz sie sind, erzählen, dass Ihr Mann leider wieder nicht dabei war... . So schreiben Sie Seite um Seite. Wenn Sie geendet haben, denken, Sie hätten alles Wichtige erwähnt, lesen sich den Brief noch einmal durch – und sind um einiges schlauer.
Wozu ein Sauerbratenrezept, wenn Sie doch Vegetarier sind und eigentlich Ihrem Mann nur einen Gefallen tun wollten, diesem Mann, der Ihnen und den Kindern aber eigentlich nie einen tut?

Mit Gegen den Strich ging es Huysmans ähnlich. Er setzt sich an den Schreibtisch, will eine naturalistische Abhandlung schreiben, Thema: das kranke Seelenleben eines Abkömmlings einer adligen Familie. Er beginnt zu schreiben....Floressas Des Esseintes zieht sich komplett aus dem grausam-banalen Leben zurück, baut sich einen Elfenbeinturm auf dem Lande...geht ans Fenster und „schnuppert die Luft der Zeit“, setzt sich mit seinen eigenen naturalistischen Wurzeln auseinander, geht an den Schreibtisch zurück und ins Innenleben seiner Figur ... Des Esseintes ist ein Exzentriker, der sich seine eigene künstliche Welt erschafft, die natürliche Welt bleibt ausgesperrt. Alles Natürliche, Authentische wird künstlich. Sein Zimmer gestaltet er wie eine Mönchszelle, seine Bedienstete trägt ein Nonnenhabit, seine Schildkröte verschönert er mit Edelsteinen, die er ihr auf den Panzer klebt. Nur Kunst, Kunst und Künstliches. Weltflucht.

Was schreibt er also?
Keine naturalistische Abhandlung wie geplant, sondern einen symbolistischen Roman.
Nahezu ohne jede äußere Handlung taucht Huysmans einzig in seine Figur ein, zeichnet ein Bild eines Menschen, der in eine rauschhafte, morbide Scheinwelt eintaucht, flüchtet, fast daran zugrunde geht.

Ein Kultbuch, die Bibel der Dekadenz. Ein Schnuppern an der Luft der Zeit um 1900 für den heutigen Leser. Ein Buch über den Eskapismus.

Manch einer mag sich in Sauerbratenrezepte flüchten, Des Esseintes flüchtet in die Kunst. Das Resultat ist damals wie heute dasselbe – irgendwann wird man doch von der äußeren Welt eingeholt und muss ihr ins Auge sehen.

Joris-Karl Huysmans: Gegen den Strich (1884).
dtv, München, Juni 2003.
272 Seiten, Taschenbuch.

Tanja Muhs

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