Die Ausgangssituation ist gut gemacht. Eine Mutter interpretiert eine irrwitzige Situation völlig falsch, indem sie den Mann, der über ihrer vermeintlichen Tochter wütet, die blutverschmiert auf dem Boden liegt, umbringt. Dann stellt sich raus, es war nicht ihre Tochter und der junge Mann wollte nur helfen. Eine auch für die Polizei in Atlanta zuerst schwer zu durchschauende Lage. Denn offensichtlich waren in dem Haus noch zwei weitere Menschen bei diesem Horrorszenario zugegen, als da wären Emma, eben die Tochter, wo man allgemein hofft, sie noch lebend zu finden und noch eine unbekannte Person.
Aber wenn man glaubt, da entwickelt sich jetzt eine Falllinie, bei der die ermittelnden Personen straight auf die Lösung des Falles hinarbeiten, ist auf dem Holzweg. Die Autorin verzettelt sich in ermüdenden Beschreibungen der handelnden Personen, Agent Will und seine ihm zugestellte Mitarbeiterin Faith haben alle ihre Säcklein und Schicksale zu tragen. Dazu eine Domina Polizei Chefin namens Amanda und die unglücksseligen Eltern von Emma. Sie alle haben irgendwie miteinander zu tun, weil in der Vergangenheit, bis in die früheste Kindheit, traumatische Begegnungen statt fanden. Zum Beispiel in einem Kinderheim, wo Paul, der Vater der siebzehnjährigen Emma, und Agent Will, einsaßen.
Will ist Legastheniker, und weiß (Vorsicht Witz) nicht mal, wie man das schreibt. Und in diesem Umfeld von Leseschwäche und Analphabetismus nimmt die Story dann doch etwas Fahrt auf. Aber begeistert nicht wirklich.
Karin Slaughter: Entsetzen.
Blanvalet, August 2010.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.